Immer mehr Frauen-TV-Sender - Katja Hofem-Best war mit "sixx" die Erste.
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Der deutsche Free-TV-Sender "sixx" von ProSiebenSat.1 Media wurde 2010 gegründet. Geschäftsführerin Katja Hofem-Best, geboren 1970, war zuvor Geschäftsführerin bei Discovery Networks Germany und verantwortlich für den Männer-Sender DMAX.
"Wiener Zeitung": Männern gehört die Medienwelt. Im Aufsichtsrat und Vorstand ihrer Mutterfirma ProSiebenSat.1 Media sitzt keine einzige Frau. Stört Sie das?Katja Hofem-Best: Stören würde es mich nur, wenn für die Frauen nichts getan werden würde, das ist aber nicht der Fall.
Die Frauenförderung hört aber anscheinend bei der gläsernen Decke auf. Kann man die Männer ernst nehmen?
In der ProSiebenSat.1 Media AG wird für Frauen einiges getan. Deshalb nehme ich sie auch ernst. Verzweifeln ist keine Alternative. Grundsätzlich sollte es aber für jeden Posten eine Frau und einen Mann als Vorschlag geben. Der oder die Bessere soll genommen werden.
Sie sind Mitglied einer Managerinnen-Initiative, die eine gesetzliche Frauenquote in Medienunternehmen fordert.
Ja. Ich bin für eine Regelung, die über die bloße Freiwilligkeit hinausgeht. Aber am liebsten wäre mir ein Vorschlagsrecht. Tatsache ist, dass man den Druck gesetzlich erhöhen muss.
Früher war, wer Nagellack trug, eine Tussi, und wer sich die Achselhaare wachsen ließ und nicht Madonna-Fan war, galt als Emanze. Heute kann jede Emanze Nagellack tragen und die Tussis von früher sitzen auf Chefsesseln. Nur eines ist gleich geblieben, Frauen verdienen weniger.
Die Zeiten der Alice Schwarzer und ihrer "Emma" sind vorbei. Wir sind heute alle emanzipiert. Wenn jemand sagt, wir sind Tussis: Gut, dann sind wir eben alle Tussis. Das ist kein Problem für mich. Wir sind Hippies in unserer Freizeit, Geschäftsfrau im Büro. Eine plumpe Einteilung gibt es nicht mehr. Frauen vereinen heute viele Rollenbilder in sich und sind vielseitig. Dass Frauen im Durchschnitt um ein Fünftel weniger verdienen als Männer, ist natürlich schon noch ein Problem.
Der eigene Karriereplan kostet viel Zeit. Da bleibt kaum Spielraum für Kinder. Haben Sie Kinder?
Noch nicht. Kinder und Karriere sind natürlich eine Herausforderung und immer eine Frage der Rahmenbedingungen. Ohne flexible Arbeitszeiten und genügend Kinderbetreuungsplätzen geht es nicht. Wenn ich mich entschlossen hätte, mit Mitte 30 ein Kind zu bekommen, wäre ich sicher nicht dort, wo ich heute bin. Karriereorientierte Frauen bekommen erst Kinder, wenn sie beruflich so etabliert sind, dass sie nicht mehr vom Kreissaal in die Vorstandssitzung hetzen müssen, aus Angst, ihren Job zu verlieren.
Der Frauensender "glitz" geht im Mai auf Sendung. Das Programm ist ähnlich. Sind Frauen ohne Lifestyle keine Frauen?
Doch, Lifestyle ist für jede Frau wichtig. Allerdings kommt es auf die ein oder andere Fashion-Show nicht an. sixx ist in erster Linie ein Unterhaltungssender. Wir bieten eine Ruhe-Oase.
Wohin das Auge reicht - findet man Models im Fernsehen. Den jungen Mädchen von heute wird suggeriert, dass das Aussehen das Allerwichtigste ist. Für ein paar Kilos zu viel gibt es schon Tränen.
Ich glaube, dass auch die jungen Zuseher sehr wohl differenzieren können. Diese Formate haben ihre Berechtigung. Bei der Casting-Show "The Voice of Germany" etwa wird vermittelt, dass jeder Karriere machen kann, egal wie er aussieht.
Haben Sie ein Vorbild?
Ja, meine Oma. Sie ist ein sehr pragmatischer Mensch und sie hat ihr ganzes Leben lang immer aus allem das Beste gemacht.
Wie sieht die Männerquote in ihrem beruflichen Umfeld aus?
Hälfte, Hälfte.
Wie feiern Sie den Frauentag?
Ich mache meinem Mann Frühstück (lacht).