Ungarn haben auf stur geschaltet. | Keine Gespräche mit OMV-Konzern. | Wien. Wie bisher tritt die OMV bei ihrem Liebeswerben um die ungarische MOL auf der Stelle. Die heiß begehrte Braut ziert sich weiter und zeigt dem österreichischen Energieriesen die kalte Schulter.
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Am Freitag haben Vertreter des ungarischen Öl- und Gaskonzerns vor Journalisten in Wien einmal mehr betont, dass das MOL-Management die Übernahmepläne der OMV als feindlich betrachtet. "Wir lassen uns auf ein solches Abenteuer nicht ein."
Vor allem, woher die Synergien kommen sollen, ist den Ungarn ein Rätsel. Die OMV spricht von jährlich rund 400 Mio. Euro. Die MOL bekräftigt indes, eine Fusion würde bei ihr massiv Werte vernichten. Nach ihren Berechnungen würde ein Zusammenschluss mit der OMV das operative Ergebnis jährlich um 200 bis 250 Mio. Dollar schmälern. Gleichzeitig wäre ein "substanzieller" Teil ihres Firmenwerts - die Rede ist von 2 Mrd. Dollar - mit einem Schlag weg.
Im Gegensatz zur OMV sieht die MOL bei einer Fusion veritable Wettbewerbsprobleme. Sowohl im Großhandel als auch bei den Raffinerien müssten aus kartellrechtlichen Gründen Geschäftsteile abgestoßen werden. "Im Donau-Raum entsteht sonst ein Monopol", argumentieren die Ungarn. In Österreich, wo die MOL seit 1975 über eine eigene Vertriebsfirma tätig ist, hätten OMV und MOL bei Benzin und Diesel einen gemeinsamen Marktanteil von 67 bzw. 75 Prozent. In Ungarn wären es 97 bzw. 94 Prozent und in der Slowakei 88 bzw. 83 Prozent. "Im Interesse der Verbraucher wäre diese marktbeherrschende Stellung sicher nicht", betont man im MOL-Konzern.
Es herrscht Funkstille
Um einer Übernahme durch die OMV einen Riegel vorzuschieben, hat die MOL in den letzten Monaten einen riesigen Schutzwall errichtet. Nach Aktienrückkäufen um teures Geld sind derzeit ungefähr 40 Prozent ihres Grundkapitals ihrem Einflussbereich zuzuordnen (8 Prozent hält die MOL direkt an sich selbst, die übrigen Anteile sind bei befreundeten Banken und Fonds geparkt). Laut MOL sind im Moment keine weiteren Aktienkäufe geplant. Je nach Bedarf will sich der Konzern hier jedoch alle Optionen offen halten.
Gespräche zwischen MOL und OMV gebe es zur Zeit keine, wie es von Seiten der Ungarn heißt. Ursprünglich wollte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer mit dem MOL-Management zwecks Annäherung in einen Dialog eintreten, nachdem die OMV Ende September ihre Übernahmegelüste mit der Ankündigung eines unverbindlichen - gut 11 Mrd. Euro schweren - Offerts konkret gemacht hatte.
An der MOL - sie notiert an der Börse in Budapest - hält der OMV-Konzern nach jüngsten Zukäufen aktuell 20,2 Prozent.