"Bis zur Wien-Wahl sind es noch zehn Monate, kein Mensch ist noch in den Wahlkampf eingestiegen, warum sollte es also Strache tun", sagt DAÖ-Chef Karl Baron im Interview mit der "Wiener Zeitung".
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Heinz Christian Strache ziert sich noch. Er ist zwar zurück auf der politischen Bühne, will aber noch nicht als Spitzenkandidat für das "Bündnis Österreich" in den Wahlkampf einsteigen, wie er am Donnerstagabend in den prall gefüllten Sofiensälen erklärte. Der DAÖ-Parteiobmann Karl Baron erklärt der "Wiener Zeitung", warum seine Partei vorerst noch ohne Strache auskommen muss und wie es jetzt weitergehen soll.
"Wiener Zeitung":Wie geht es mit Ihrer Partei weiter ohne Ihr gewünschtes Zugpferd HC Strache? Warum zögert er?
Karl Baron: Weil es noch früh ist. Ich würde es auch nicht anders machen. Bis zur Wien-Wahl sind es noch zehn Monate, kein Mensch ist noch in den Wahlkampf eingestiegen, warum sollte es also Strache tun? Jetzt signalisiert er einmal, dass er wieder Appetit auf die Politik und auf die Öffentlichkeit hat. Er nutzt die Bühne, um noch einmal Ibiza zu erklären - dass ihm eine Falle gestellt wurde. Und das hält natürlich auch für alle den Spannungsbogen weit oben.
Und wie soll es jetzt mit Ihrer Partei weitergehen?
Wir bereiten Strache die bestmögliche Plattform vor, damit er jederzeit einsteigen kann. Denn falls die Wahl vorverlegt werden sollte - aus welchen Gründen auch immer -, dann ist es vorbei mit dem Herumspaßen, dann muss er gleich einsteigen können.
Glauben Sie, dass die Wahl vorverlegt werden könnte?
Das glaube ich nicht. Die SPÖ wird sich hüten, so wie die gerade beieinander ist. Die sind froh, wenn sie noch bis Oktober Zeit haben - und die Grünen nicht vorher das Ganze sprengen.
Was machen Sie, wenn sich Strache Ihnen nicht anschließen sollte?
Das wird er nicht tun. Denn sonst hätte das alles ja gar keinen Sinn. Die Entscheidung wird schon noch fallen, aber eben noch nicht jetzt.
Und wenn er doch nicht kommt?
Dann wird es ein hartes Pflaster. Das ist aber auch nicht Sinn und Zweck der Übung. Wir wollen Strache einen Platz schaffen, wo er gute Chancen hat, ein Ergebnis zu erzielen, das vor der FPÖ liegt.
Strache selbst hat ja in einem Facebook-Posting angekündigt, bei der Wien-Wahl 15 Prozent erreichen zu wollen. Aber wie soll das gehen, wenn Jörg Haider damals mit seinem BZÖ mit 1,2 Prozent nicht einmal den Einzug in den Wiener Landtag geschafft hat - obwohl er damals fast alle bekannten Gesichter aus der FPÖ weggeholt hat?
Das kann man ja nicht miteinander vergleichen. Haider hat ja nicht selbst in Wien kandidiert, so wie Strache es tun wird. Strache hat 2015 immerhin 31 Prozent gemacht. Wenn er jetzt verkündet, dass er mit 15 Prozent eine Freude hat, dann ist das sehr tief angesetzt.
Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp hat im Interview mit der "Wiener Zeitung" gemeint, er bezweifelt ein Comeback von Strache - denn die Möglichkeit sei groß, dass Straches Wahlkampftribüne nicht der Viktor Adler Markt sein wird, sondern angesichts der laufenden Verfahren die Anklagebank im Landesgericht. Wie sehen Sie das?
Wenn Nepp diese Hoffnung nicht hätte, dürfte er nicht einmal daran denken, gegen Strache anzutreten. Seine einzige Chance ist, dass sein Gegner gar nicht antreten kann - und an diese Hoffnung klammert er sich. Denn wie soll Nepp 15 Prozent schaffen, ganz zu schweigen von 20? Der schafft nicht einmal 8 Prozent, wenn überhaupt. Sein politisches Überleben ist nur gesichert, wenn Strache nicht kandidiert.
Und Sie glauben an die Unschuld von Strache?
Das, was in Ibiza passiert ist, das weiß man. Und das mit den Spesen ist lächerlich. Das sind alles Anpatzungen vonseiten der FPÖ und das wird alles aufgeklärt.
Wie ist die DAÖ-Partei aufgestellt, haben Sie schon Zusagen aus weiteren Bezirken? Werden noch mehr Mandatare von der FPÖ zur DAÖ überlaufen?
Aus dem Gemeinderat kommt vorerst nichts - aber wir machen hier auch keine massive Abwerbeaktion, das würde auch nichts bringen. Nur weil jemand von der FPÖ nach der Wahl kein Mandat mehr erwarten kann, braucht er auch nicht zu uns kommen. Wir haben jetzt drei Mandatare und den einen oder anderen Platz für Neueinsteiger - das ist wichtig. Wir brauchen Leute, die sich aktiv einbringen, und nicht welche, die versorgt werden wollen.
Aber in den Bezirken werden Sie schon versuchen müssen, neue Mitglieder zu gewinnen, oder?
In den Bezirken ist das natürlich etwas anderes. Da hätten wir am liebsten in jedem Bezirk zumindest zwei Personen, um einen Klub gründen zu können. Und das schaut eigentlich schon ganz gut aus.
Wie viele Bezirke haben Sie schon?
Von den 23 Bezirken werden mit Sicherheit mindestens 15 mit Klubs besetzt werden. Den 3. Bezirk und den 10. Bezirk haben wir schon. Und an den anderen Bezirken sind wir dran.
Welche Bezirke sind schon fix dabei?
Das will ich jetzt noch nicht sagen, da wir uns noch in Gesprächen befinden. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir Ende Februar bereits zehn Bezirke haben.