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Darf man Kevin Spacey mögen?

Von Matthias Greuling

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Die Scheinwerfer sind längst ausgemacht, die roten Teppiche aufgerollt: Für Kevin Spacey, der heute, Freitag, seinen 60. Geburtstag feiert, ist die Zeit des großen Ruhms lange vorüber. Wobei: Gerade erst wurde ein Missbrauchsverfahren gegen ihn eingestellt, weil das mutmaßliche Opfer vor Gericht die Aussage verweigert hatte. Ein Teilerfolg zur Rehabilitation des in Ungnade gefallenen Schauspielers? Mitnichten, denn gegen Spacey laufen noch weitere Ermittlungen wegen sexueller Übergriffe auf junge Männer in Los Angeles und London, die im Zuge der #MeToo-Bewegung ans Licht kamen.

Außerdem ist es gerade Spacey, dem man dank seiner Vielzahl an hinterlistigen und auch diabolischen Filmfiguren ohne weiteres all das, was gegen ihn vorliegt, durchaus zugetraut hätte. Schließlich spielte er mit Frank Underwood in "House of Cards" den fiesesten, korruptesten und hinterhältigsten Politiker, den es je gab - zumindest bis zur Erstausstrahlung der Serie.

Spacey weiß, dass er in seiner Rolle als Frank Underwood auch weiterhin Gehör bei den einstigen Fans findet - anders ist sein bizarres "Let me be Frank"-Video auf YouTube von Weihnachten 2018 nicht zu erklären, das bei inzwischen über zehn Millionen Klicks hält. Die Frage, die bleibt: Darf man das Werk eines Künstlers mögen, selbst wenn er schwerwiegende Vergehen begangen hat? Ja, man darf, man muss: Würde man alle Filme verbannen, in denen zweifelhafte Personen agierten, gäbe es nur Kinderfernsehen.