Österreich will Debatte über GenLebensmittel. | Zulassung scheidet Kommission und Mitgliedsstaaten. | Brüssel. Österreich will eine grundlegende politische Debatte über die Zulassung von gentechnisch Veränderten Organismen (GVO) in der Europäischen Union vorantreiben. Kritisiert wird ein immer wieder kehrendes Problem, mit dem die EU-Umweltminister auch am Freitag konfrontiert waren. Soll ein GVO zugelassen werden, dürfen erst einmal die Mitgliedsstaaten abstimmen.
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Kommt Superpflanze aus den USA?
Gibt es keine qualifizierte Mehrheit dafür oder dagegen entscheidet die EU-Kommission. Die lässt alles zu, was von der ebenfalls kritisierten Europäischen Lebensmittelsicherheitagentur EFSA abgesegnet worden ist. Diesmal stand MON863xMON810, die Genmaissorte des US-Biotechnologiekonzerns Monsanto auf der Agenda - eine Kreuzung aus zwei bereits mutierten Arten. Die neue Superpflanze ist resistent gegen Schädlinge und Antibiotika. Kommen die Mutanten erst einmal in die Nahrungsmittelkette, seien die Folgen unabsehbar, warnt die Umweltorganisation Greenpeace.
Pröll: EFSA-Bewertung ist unzureichend
Die Sorte MON810 ist in Österreich verboten. Eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten - aber keine ausreichende - sprach sich am Freitag gegen die Zulassung der Kreuzung als Nahrungs- und Futtermittelbestandteil in der EU aus. Die Kommission wird die fragwürdige Feldfrucht aber wohl demnächst zulassen.
Der österreichische Umweltminister Josef Pröll kritisiert das Vorgehen der EU-Behörde. Für das politische Klima sei es nicht förderlich, wenn gegen die Mehrheit der Mitgliedsstaaten regelmäßig neue Mutanten auf den Markt kämen. Darüber hinaus greife die EFSA bei der Bewertung der GVOs vielfach auf Studien der Produzenten zurück. Einwände der Mitgliedsstaaten würden dagegen kaum beachtet.
Österreich plant Gentechnik-Konferenz
Die Diskussion über GVO will Österreich während seines Vorsitzes im ersten Halbjahr 2006 forcieren. Im April ist eine EU-Gentechnikkonferenz geplant.
Österreich selbst ist gentechnikfrei. Bei möglicher Gefahr für Umwelt, Landwirtschaft und Gesundheit dürfen Importverbote verhängt werden. Die Grenzen dafür sind aber eng. Erst im Juni konnte eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedsstaaten die Aufhebung der Verbote durch die Kommission verhindern. Kommerziell angebaut wird in der EU bis dato noch nicht. Das ändert sich mit dem Beitritt Rumäniens. Dort blüht die Gensaat auf mehr als 60.000 Hektar.