Im Zuge der Debatte über die Erhöhung der Pensionen schwirren uns die Zahlen nur so um die Ohren. Da ist die Rede von einer Inflationsabgeltung der Pensionen unter Verweis auf eine Teuerung von 1,5 Prozent zwischen August 2008 und Juli 2009. | Dabei werden viele überrascht sein, dass überhaupt von Teuerung die Rede ist: Wurde doch für Juli 2009 ein Sinken der Preise um 0,3 Prozent gegenüber dem Juli des Vorjahres gemessen. Die 1,5 Prozent kommen nur dann zustande, wenn man den Durchschnitt der Teuerung der letzten zwölf Monate berechnet (also etwa auch die 3,7 Prozent Teuerung des August 2008 gegenüber August 2007 berücksichtigt).
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Die Pensionistenverbände hingegen pochen sogar auf eine Erhöhung um 1,9 Prozent. Dabei orientieren sie sich am Pensionistenpreisindex, der in der Regel um 0,2 bis 0,4 Prozentpunkte über dem allgemeinen Verbraucherpreisindex (VPI) liegt.
Die Statistik Austria legt dabei zwar die selben 800 Elemente wie beim herkömmlichen VPI in den Warenkorb der Rentner, diese werden jedoch anders gewichtet. So beansprucht die Generation 60 plus mehr medizinische Pflege und Versicherungen als die Durchschnittsbevölkerung. Senioren geben hingegen deutlich weniger für Autos und Treibstoff aus. Auch Laptops, Fernseher oder Skier landen seltener in ihrem Einkaufswagen.
Der Pensionistenpreisindex ist heuer vor allem deshalb höher, weil die Energie- und Treibstoffkosten sowie die Preise von technischen Geräten im Vergleich zu 2008 deutlich gesunken sind und den VPI damit entlasten. Stark überzogen könnte man sagen: Die Pensionisten fordern eine höhere Teuerungsabgeltung, weil man in Österreich jetzt weniger fürs Tanken zahlt.
Gleichzeitig steht schon der nächste öffentlichkeitswirksame Poker bevor: nämlich im Rahmen der Herbstlohnrunde. Auch hier wird mit scheinbar handfesten Daten jongliert, die man je nach Belieben aus dem Hut zieht. Eine Nulllohnrunde werde es nicht geben, hat der neue Chefverhandler der Metaller-Gewerkschaft, Rainer Wimmer, schon ausrichten lassen. Es gehe um eine Inflationsabgeltung. Nur welche? Im vergangenen Jahr hat die Gewerkschaft ihre Forderung nach einem möglichst hohen KV-Abschluss immer wieder mit der 2008 besonders hohen Teuerung untermauert. Die Arbeitgeber dagegen blickten in die Zukunft und verwiesen auf die schlechten Konjunkturprognosen für 2009.
Wie viel die Gewerkschaft zum Start der Herbstlohnrunde am 25. September konkret fordert und wie die Vorstellungen der Arbeitgebervertreter aussehen, gilt - wie alljährlich im Vorfeld - als gut gehütetes Geheimnis. Erst nach den ersten Verhandlungsstunden dürfen wir wieder einsteigen in die öffentlichen Zahlenspiele .