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Darum prüfe, wer sich bindet...

Von Petra Medek

Wirtschaft

Firmen zögerlich: Stellenbesetzungen dauern wegen der Krise länger. | Engpass bei qualifizierten Fachkräften. | Wien. Wird eine Stelle neu besetzt, schauen Firmen derzeit zweimal hin. Die Kandidaten werden auf Herz und Nieren geprüft, bevor sich die Firmen auf eine fixe Zusage einlassen, berichten heimische Personaldienstleister.


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Zudem hat die Wirtschaftskrise dazu geführt, dass sich Personal-Entscheidungen hinauszögern, erzählt Sigrid Winkelmayer, neue Chefin von Manpower Professional. Wäre eine Besetzung früher im Schnitt nach nur ein bis zwei Monaten fixiert worden, so könne es heute gern zwei bis vier Monate dauern, bis der neue Mitarbeiter seinen Dienst antritt.

Von den Personaldienstleistern sei jetzt Geduld gefordert, bringt es Irmgard Prosinger von Trenkwalder auf den Punkt. "Bei einem Kandidaten muss derzeit wirklich alles passen, Firmen verlangen verstärkt Zeugnisse und Referenzen der Kandidaten", weiß Bernhard Otti, Geschäftsführer von Otti & Partner.

Für die Personalvermittler bedeutet das zögerliche und peniblere Vorgehen der Unternehmen nicht nur mehr Zeitaufwand und Papierkrieg - die Krise hat die Arbeitsweise in der Branche grundsätzlich verändert. "Wir müssen viel mehr dahinter sein", beschreibt es Otti.

Auch Winkelmayer hat einiges umgekrempelt. "Wir haben die Personalberatung quasi umgedreht: Unser Ausgangspunkt ist jetzt der Kandidat, für den wir Unternehmen ansprechen." Ganz ungeschoren hat die Krise Manpower Professional dennoch nicht gelassen: Zuletzt gingen die Umsätze des Personalvermittlers, der mit der Zeitarbeitsfirma Manpower unter einem Dach sitzt, um 10 bis 15 Prozent zurück, sagt Winkelmayer.

Hoffnungen setzt sie in Nischenmärkte: Im Bereich Banken und Finanzen, vor allem aber im technischen und Baubereich seien hochspezialisierte Fachkräfte trotz Krise nach wie vor Mangelware.

100 SAP-Experten auf einen Schlag

"Wir könnten auf einen Schlag 100 SAP-Spezialisten vermitteln - wenn wir sie hätten", so Winkelmayer. Besonders gesucht: Exzellent ausgebildete Kräfte zwischen 25 und 40 Jahren mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung.

Wenn die Wirtschaft in Bälde wieder anzieht, wird der Engpass noch schlimmer, ist Otti überzeugt. Dann sei sogar zu befürchten, dass Unternehmen aus Österreich abwandern werden, weil sie hierzulande das notwendige Personal nicht finden.