Zu Diskussionen haben Aussagen von Kardinal Christoph Schönborn in der "New York Times" geführt. Der Kardinal will seine Kritik an der Evolutionstheorie nicht als völlige Ablehnung der Naturgesetze (Kreationismus) verstanden wissen.
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Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hatte vergangene Woche in der "New York Times" Kritik an Neo-Darwinistischen Evolutionstheoretikern geübt. Deren Theorien würden versuchen, die Existenz eines "Designs" bei der Entstehung des Lebens wegzuerklären. Für Schönborn sind derartige Theorien "Ideologie, nicht Wissenschaft".
Einmal mehr verweist Schönborn auch auf Papst Johannes Paul II. Dieser habe 1985 festgestellt, dass "recht verstandener Schöpfungsglaube und recht verstandene Evolutionslehre einander nicht im Weg stehen".
Schönborn: Bin kein Kreationisten
Schönborn will nicht mit US-amerikanischen Kreationisten gleichgesetzt werden. Versuche, die Stellungnahme Schönborns "in die Ecke der 'Kreationisten' zu stellen" würden beim Kardinal ein "mildes Lächeln" auslösen, hieß es am Montag in der katholischen Presseagentur "Kathpress".
Dass Schönborn mit seinen Aussagen einen "biblizistischen Kurzschluss" im Sinne der wörtlichen Interpretation des Sieben-Tage-Schöpfungsmythos begünstigen wollte, glaubt der Wiener Theologe Rudolf Langthaler nicht. Möglicherweise seien die Aussagen Schönborns aber missverstanden worden, weil Kreationismus in den USA eben die wörtliche Auslegung des Schöpfungsmythos beinhalte.
Genetikerin: Verzichtbare Aussagen
Als verzichtbar bezeichnete die Genetikerin Renee Schröder die Aussagen Schönborns. Die Diskussion sei eigentlich 100 bis 150 Jahre alt, die Kirche versuche halt immer wieder, ihre Sicht der Dinge unterzubringen. "Wenn sich jemand nicht an wissenschaftliche Methoden halten muss, ist es schwer, ihm mit wissenschaftlichen Argumenten zu begegnen", so Schröder.
Nach Ansicht von Schröder ist derzeit am Grundkonzept der Evolutionstheorie - Mutation und Selektion als Antrieb des Werdens der Organismen - derzeit nicht zu rütteln sei. "Als Wissenschafterin muss ich aber dazufügen, dass ich niemals nie sage". Die Rolle der Umwelt, die Frage gerichteter Mutationen, seien derzeit heiß diskutierte Themen in der Genetik. Allerdings wären dies bestenfalls Ergänzungen, aber nicht Widersprüche zu Darwins Aussagen. Eine zielgerichtete Evolution lasse sich davon nicht ableiten.
Links
- Kardinal Schönborn
- Darwinismus (Wikipedia)
- Kreationismus
- The General Anti-Creationism FAQ