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Thierry Henry ist wirklich nicht zu beneiden. Da kehrte der ehemalige französische Fußball-Star, der sich als Co-Trainer des belgischen Nationalteams einigermaßen verdient gemacht hat, mit großen Ambitionen und noch mehr Vorschusslorbeeren als Cheftrainer zu seinem einstigen Jugendverein AS Monaco zurück, wurde mit einem Vertrag bis 2021 ausgestattet - und fand einen Scherbenhaufen vor, den in einem Aufwischen aufzukehren wohl die wenigsten imstande wären. Sportlich befinden sich die Monegassen, in der Vorsaison noch Vizemeister, im freien Fall, das 0:4 gegen Club Brügge in der Champions League am Dienstagabend war der vorläufige Tiefpunkt. Und auf den Klub, der in der französischen Ligue 1 nur auf dem vorletzten Platz liegt und dessen Abstieg wohl nicht wenige Konkurrenten, die sich über seine Steuervorteile mokieren, allzu gerne sehen würden, trifft zu, was im globalen Fußball schön langsam zum ungeschriebenen Gesetz zu werden scheint: Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Skandal daher. Denn am Rande des Champions-League-Spiels wurde bekannt, dass der russische Klubchef Dmitri Rybolowlew wegen seiner Verwicklung in einen Justizkrimi rund um Wucher im Kunsthandel - in dem ironischerweise er es war, der ursprünglich Anzeige gegen einen Händler erstattet hatte - in Polizeigewahrsam genommen wurde. Überraschend kommt das freilich nicht, Rybolowlew wird selbst schon lange der Korruption verdächtigt; neue Football-Leaks-Enthüllungen über dubiose Dreiecksgeschäfte brachten ihn und den Verein zusätzlich unter Druck. Immerhin: Henry ist angesichts dieses Chaos’ vorerst aus der Schusslinie. Sollte er unter diesen Umständen durchhalten und aus Monaco doch noch eine halbwegs schlagkräftige Mannschaft formen, können sie ihm auch an der Côte d’Azur ein Denkmal bauen. Es wäre wohl mehr wert als jedes überteuerte Gemälde.