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Das Alien unter den Dinos

Von Alexandra Grass

Wissen
Der Spinosaurus jagt im Wasser nach Beute.
© Sciencemag

Neu entdeckte Fossilien enthüllen die Anpassung der Saurier an das Wasser.


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Chicago/Wien. Der Spinosaurus zählt zu den besonders brutalen urzeitlichen Bewohnern. Mit einer Körperlänge von 15 Metern war der fleischfressende Dino größer als der gefürchtete Tyrannosaurus Rex. Einer neuen Studie zufolge lag sein Jagdschwerpunkt allerdings nicht an Land, sondern im Wasser, wie internationale Paläontologen um Nizar Ibrahim von der University of Chicago in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Science" berichten. So waren es eher Haie und andere Fische, die sich vor seinen riesigen Zähnen in Acht nehmen mussten.

Den Körper dieses Spinosaurus aegyptiacus haben die Forscher aus Funden in der Sahara rekonstruiert. Mit der Studie wiesen sie erstmals die unmittelbare Nähe von Dinosauriern zum Wasser nach.

Im Gegensatz zu vielen anderen Raubsauriern bewegte sich der Urgigant, der vor etwa 97 Millionen Jahren die Erde bewohnte, auf vier statt auf zwei Beinen. Dennoch dürfte er an einen häufigen Aufenthalt im Wasser angepasst gewesen sein. Vermutlich konnte er seine fleischigen Nüstern nach weiter oben am Kopf zurückziehen, um ähnlich wie Krokodile auch im Wasser schwimmend leichter atmen zu können, wie die Forscher schreiben. Feine Sensoren an der Schnauze erlaubten es ihm, Bewegungen möglicher Beutetiere wahrzunehmen. Seine flachen, flossenähnlichen Füße erleichterten ihm die Fortbewegung sowohl in den Seen und Flüssen als auch auf schlammigem Untergrund. Das Team um Ibrahim geht auch davon aus, dass der Nacken, die Wirbelsäule und der Schwanz des Tieres an die Jagd nach Beute unter Wasser angepasst waren. Sein großes Rückensegel dürfte aber eher als Schmuck für das andere Geschlecht gedient haben.

"Viel mehr als seine Größe überraschte uns die ungewöhnliche Proportion. Die Proportionen der Gliedmaßen ähneln eher jenen früher Wale als räuberischer Dinosaurier", betonte Paul Sereno von der University of Chicago. Und auch die Knochendichte "ähnelt jener früher Wale und heutiger Nilpferde und ist ein starkes Argument dafür, dass dieser Spinosaurier teilweise im Wasser lebte", sagte der niederländisch-US-amerikanische Paläontologe J.G.M. Thewissen von der North-east Ohio Medical University.

Digitale Rekonstruktion

Forscher wussten zwar, dass sich viele Dinosaurier rund um Seen und Flüssen aufhielten. Doch dass sie auch schwimmen konnten, war bisher unklar. Die Lebensweise passte auf jeden Fall zur Umgebung der Zeit vor 97 Millionen Jahren. Denn damals erstreckte sich dort ein System von Flüssen, das vom heutigen Marokko bis nach Ägypten hinein reichte.

Erstmals wurde ein Spinosaurus im Jahr 1912 in Ägypten entdeckt und vom deutschen Paläontologen Ernst Stromer beschrieben. Als im April 1944 im Zuge des Zweiten Weltkriegs das Paläontologiemuseum in München bombardiert wurde, wurden die Fossilien zerstört. Lange Zeit waren daher viele Fragen zur Morphologie und Ökologie dieses Sauriers Spekulationen unterworfen. Mithilfe der nun entdeckten Fossilien der Riesenechse aus der sogenannten Kem-Kem-Formation im Süden Marokkos konnte in Kombination mit anderen Funden der Saurier digital rekonstruiert werden.

"An diesem Tier zu arbeiten, war wie das Studium eines Aliens. Es ist so andersartiger als jeder andere Dinosaurier, den ich jemals gesehen habe", betonte Ibrahim.