Dass die Abwahl von SPÖ und ÖVP so heftig ausfallen würde, war eine Überraschung. Oder doch nicht?
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Bundespräsidentschaftswahl 2016: Eine alte Ordnung bricht ein. Jene zwei ehemals staatstragenden Parteien, die die Geschicke dieser Republik über 70 Jahre geleitet haben, finden nicht mehr statt. Ihre Kandidaten stehen am Wahlabend neben Richard Lugner am "Katzentisch". Dass die Abwahl von SPÖ und ÖVP so heftig ausfallen würde, war eine Überraschung. Oder doch nicht? Die Bildungsreform klemmt, die Pensionsreform ist abgesagt, und der Wirtschaftsstandort befindet sich auf der Verliererstraße. Die Nettolöhne sinken, die Arbeitslosigkeit und die Staatsverschuldung steigen. Weiter anwachsend bleiben die intransparenten Fördertöpfe, die Parteifinanzierung, die Inseratenbudgets und die Zwangsbeiträge an die Kammern.
Die Bürgerinnen und Bürger haben die Nase gestrichen voll von Stillstand, Postenschacher, Intransparenz, Managementversagen und dumpfen Durchhalteparolen. Gut drei Viertel haben für Veränderung gestimmt. Das Alte liegt im Sterben. Aber was kommt auf uns zu? Wir befinden uns auf dem Weg zum Neuen, die Form ist noch nicht klar. Die komplexen Probleme verunsichern, und viele wählen die einfachen Antworten. Die FPÖ bietet sich als eine Option der Veränderung an. Meines Erachtens eine höchst fragwürdige Veränderung, da - abseits der Anti-Ausländer-Politik - in vielen Bereichen unklar bleibt, wohin sie mit Österreich will. Einzig ein Zug in Richtung nationale Abschottung ist offensichtlich. Gleichermaßen evident ist, dass sich ein zweites, ein alternatives Kräftefeld, das ebenfalls für Veränderung steht, erst noch in voller Stärke definieren muss.
Neos ist eine schnell wachsende Insel des Neuen. Wir sind noch nicht stark genug, um sowohl dem rot-schwarzen Stillstand als auch der national-populistischen Verengung die Stirn bieten zu können. Das ist uns bewusst, und deswegen gilt unsere volle Aufmerksamkeit dem Aufbau von Allianzen.
Dass eine unabhängige Kandidatin fast 19 Prozent der Stimmen erreichen kann, wäre vor wenigen Jahren noch nicht denkbar gewesen. Es zeigt uns, wie volatil die Welt geworden ist. Jenes Feld, das es schafft, seinen Veränderungswillen und -anspruch klar zu formulieren, wird den Zuspruch der Bürgerinnen und Bürger bekommen. Wichtig für das Land und das Fortkommen der Menschen wird sein, dass eine Allianz des Neuen kein Strohfeuer ist. Hier können wir aus dem Zerfall des Team Stronach viel lernen. Wir Neos haben als Bürger_innenbewegung von unserer ersten Stunde an auf Nachhaltigkeit gesetzt. Das Gründen einer Bewegung ist ein Kraftakt, aber keine Raketenwissenschaft. Seit 1975 gibt es mehr als 1000 Parteigründungen. Ob das Land und die Menschen von einer neuen Kraft profitieren, wird - neben der inhaltlichen Sendung - wesentlich davon abhängen, ob dieses Feld die Kraft hat, über Jahre kontinuierliche Aufbauarbeit zu leisten. Dass wir das können, haben wir in den ersten vier Jahren bewiesen. Dieses solide Fundament ist auch unsere Absprungbasis für die nächste Etappe der Entwicklung: Wir werden mit Nukleus für den Aufbau jenes Kräftefeldes sein, das sich als die andere Option auf Veränderung anbieten wird. Und dann sind es die Bürgerinnen und Bürger, die
entscheiden.