80.000 Amerikaner in Israel haben gewählt. Umfrage: Mehrheit für Romney
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Jerusalem. 34 Mal fiel das Wort Israel in der letzten US-Präsidentschaftsdebatte. "Wir müssen hinter unseren Verbündeten stehen", sagte der Kandidat der Republikaner, Mitt Romney, und warf Präsident Barack Obama vor, die Beziehungen zu Israel verschlechtert zu haben. Doch auch Obama beteuerte: "Israel ist ein wahrer Freund. Es ist unser stärkster Verbündeter in der Region." Und dieser Verbündeter ist nicht billig: Seit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 sind rund 115 Milliarden US-Dollar aus Washington nach Israel geflossen, das meiste davon zu militärischen Zwecken. Daran wird sich nichts ändern, egal wer Präsident wird.
Mehr als 20.000 US-Bürger sollen im Jahr 2008 in Israel gewählt haben. Glaubt man der Kampagne iVoteIsrael, sind es dieses Jahr viele mehr geworden: 80.000. Etwa 14.500 davon in Swing-States. "Etwas bewegt sich zurzeit in Israel, das extrem viele zum Wählen motiviert", sagt Elie Piprz, Leiter der Kampagne, der eine Nähe zum republikanischen Lager nachgesagt wird. Insgesamt sind rund 160.000 wahlfähige US-Bürger in Israel. "In Swing-States wie Pennsylvania, Ohio und Florida, könnten die Stimmen durchaus entscheidend sein", sagt Piprz. "Auch wenn Demokraten traditionell eine stärkere jüdische Wählerbasis haben, wählen viele Amerikaner nach einiger Zeit in Israel eher Republikaner."
Die Kampagne soll vor allem die Motivation der US-Wähler in Israel steigern. Mit einem sogenannten Exit-Poll - eine Umfrage unter Wählern direkt nach der Stimmabgabe - hat die Organisation am Donnerstag eine erste Stichprobe unter 1572 US-Wählern in Israel gemacht: 76 Prozent gaben an, für Romney gestimmt zu haben, und nur 13 Prozent für Obama. Der Rest gab keine Antwort. In der Kongresswahl ergab die Studie 47 Prozent für Republikaner und 21 Prozent für Demokraten. Für die große Mehrheit dieser Wähler waren laut Studie Themen mit Bezug zu Israel wichtiger als die USA.
Barack Obama hatte dem israelisch-palästinensischen Friedensprozess schon in der ersten Woche seiner Amtszeit hohe Priorität zugesprochen. Doch vier Jahre später sind die Konfliktparteien weiter voneinander entfernt denn je. Obama hat in Jerusalem nicht mehr, sondern weniger erreicht als frühere US-Präsidenten. Das liegt auch an Israels rechtskonservativer Regierung und deren Siedlungspolitik sowie der Spaltung zwischen den Palästinenserparteien Fatah und Hamas. Im Ton unterscheidet sich Obama zumindest merklich von Romney, der bei einer Rede in Jerusalem die überlegene Kultur Israels für deren wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich machte. Palästinenser hatte er für die miserable Wirtschaftslage kritisiert. Von Israels Besatzung der Palästinensergebiete sagte er jedoch nichts. Auch will Romney Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen, was Obama bisher vermieden hat. Denn Ostjerusalem wird von den Palästinensern als Hauptstadt eines zukünftigen Staates gefordert.