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Das Amt der unlösbaren Probleme

Von Eva Stanzl

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Es gibt keinen Weg aus unserem Schlamassel, unsere Probleme sind unlösbar. Unter diesem Motto hat Arno Bammé, Professor am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung der Alpe Adria Universität in Klagenfurt, ein "Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen und Maßnahmen der hohen Hand" gegründet. Was den einen nachgerade absurd erscheinen mag und die anderen bestenfalls als Kunstprojekt identifizieren, hat bei näherem Hinsehen einen durchaus fundierten Hintergrund. "Es ist ernst gemeint, aber in der Form ist es dargestellt wie Kunst", sagt Bammé, der mit seiner Initiative die Phantasie anregen will. Er identifiziert einen Unterschied zwischen Problemen, die unlösbar sind, weil sie gegen Naturgesetze verstoßen, und solchen, die gut lösbar wären, würde man wollen. So war das Fliegen für die alten Griechen ein unlösbares Problem, weil Ikarus die nötige Technik fehlte. Heute kann der Mensch fliegen, aber vermutlich wird er nie zu anderen Galaxien reisen auf Teilchen, die schneller sind als das Licht. Denn das würde gegen unser Verständnis von Zeit verstoßen. Echten Lösungen zum Klimawandel, zum Bevölkerungswachstum oder zur Finanzmarktkrise stünden aber keine Naturgesetze im Weg. Vielmehr würde jede dahin gehende Handlung vom Bestreben geleitet, wiedergewählt zu werden, betonen Bammé und sein Mitstreiter, der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk. Somit bekommen manche Fragen übermächtige Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund ihrer scheinbaren Unlösbarkeit, die nur durch neuartige Institutionen und soziologische Phantasie aufgehoben werden könnte. Auf also, ins Amt der Denker!