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Das Auto-Kartell

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Die Deutschen bauen die besten Autos. Wie sich nun herausstellt, in ganz enger Absprache. VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler sollen sich seit langem in vielen Dingen absprechen und so den Wettbewerb gezielt außer Kraft setzen, berichtet der "Spiegel". Sogar bei den Dieseltricks soll es dieses Kartell gegeben haben. Es wäre der wohl größte Fall von Marktmissbrauch in Europa. Und eine bodenlose Schweinerei.

Am Verbrennungsmotor hängen in Deutschland 600.000 Industriejobs, hat die Industrie jüngst gewarnt. Die Verteufelung des Diesel sei ungerecht, lamentieren Auto-Lobbyisten. Mit diesem Skandal, der durch Selbstanzeigen von VW und Daimler ins Rollen kam, gefährden die Auto-Manager den gesamten Industriestandort Deutschland. Autos und deren Teile sind mit Abstand die wichtigsten Exportartikel "made in Germany". Auch in Österreich hängen tausende Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie davon ab.

Nun stellt sich heraus, dass hinter dem Erfolg nicht nur gute Ingenieurleistung steht, sondern auch schnöde Marktabsprachen. Dass die Vorstände dieser Konzerne dafür auch noch jährlich Millionengagen einstreifen, macht die Sache noch unappetitlicher.

Klar ist eines: Die Zeche werden nicht jene 200 Manager bezahlen, die diesen "5er-Kreis" in 60 Arbeitskreisen am Laufen hielten, und auch nicht die BMW-Eigentümerfamilie Quandt, die allein im Vorjahr zwei Milliarden Euro Dividende überwiesen bekam. Die Zeche werden die rund 600.000 Mitarbeiter bezahlen, die "am Verbrennungsmotor hängen". Hohe Kartellstrafen werden zu Kosteneinsparungen führen, ebenso eine allfällige Kaufzurückhaltung bei deutschen Autos.

Die deutsche Autoindustrie ist - im wahrsten Sinn des Wortes - der Motor des deutschen Exportwunders. Aber sie ist auch Deutschlands größte Bremse. Autokonzerne in anderen Ländern sind - was neue Antriebsformen betrifft - weit voraus (Stichwort Tesla). Kein Wunder, hat sich doch die deutsche Automobilindustrie offenkundig ein behagliches Monopolnest gebaut. Monopole, und nichts anderes sind derart weitreichende Absprachen, sind grundsätzlich innovationsfeindlich, viel Energie geht in die bloße Aufrechterhaltung dieser Stellung.

In Deutschland platzt dieses System nun, es wird das Land viel Geld kosten, sehr viel sogar. Und die österreichischen Zulieferbetriebe leider auch.