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Das Ben-Akiba-Prinzip

Von David Axmann

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Darf ich Ihnen einen Rat geben? Vermeiden Sie es, wenn Sie, wie man so sagt, das Krankenlager hüten müssen, fernzusehen. Und erst recht am Vormittag! Sie sind doch geschwächt und sollen sich schonen - Vormittagsfernsehen ist aber, selbst für ein pumperlgesundes Gemüt, kaum erträglich.

Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf das TV-Angebot der vergangenen Woche (Donnerstag, 8 bis 12 Uhr). Es folgte, wie an allen Vormittagen, dem Ben-Akiba-Prinzip ("Alles schon dagewesen"), reichte also von "Reich und schön" (ORF 2) über "Volle Kanne" (ZDF) und "Denver-Clan" (Kabel 1) bis zu "Teleshopping" (ATVplus).

"Der körperliche Zustand hängt", wie Wilhelm von Humboldt richtig erkannt hat, "sehr viel von der Seele ab. Man suche sich vor allem zu erheitern" - und zu diesem Zwecke bietet sich etwa das Radioprogramm von Ö1 an. Selbstverständlich sind auch dort selten Neuigkeiten zu hören (nicht einmal in den Nachrichtensendungen), aber die Wiederkehr des Gleichen erfolgt im Allgemeinen halt doch auf einem sozusagen erwachsenen Kulturniveau. Am vergangenen Donnerstag zwischen 8 und 12 Uhr konnte man sich (durch das "Radiokolleg" über das "Erzählen vom Erzählen" und ein brasilianisches Prosastück von Moacyr Scliar) literarisch aufmuntern wie auch musikalisch erquicken lassen (durch das schon oft gelobte "Pasticcio" und ein Barockkonzert).

PS: Am besten ist es allerdings, gesund zu bleiben.