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Das "Bild"-Girl und die echten Probleme

Von Bernhard Baumgartner

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"Es ist nur ein kleiner Schritt für die Frauen, aber ein großer Schritt für ,Bild und alle Männer", steht auf der ersten Seite der "Bild"-Zeitung, der Mutter aller Infotainment-Blätter. Und neben dem Foto von "Eva aus Polen", die mutmaßlich gegen Honorar ihren Busen in die Kamera hält, steht: ",Bild schafft das Seite-1-Girl ab."

Diese Entscheidung haben die Herren bei "Bild" zum Weltfrauentag getroffen - ohne die Damen, die hatten da frei. Die Herren freilich ergingen sich in dem, was sie entweder für frauenkompatibel oder witzig halten: Etwa fragen, wie man denn bloß den Farbkopierer einschaltet.

Der Gag bei der vermeintlich frauenfreundlichen Aktion ist: Das Bild mit der Nackten wandert von Seite 1 nur nach hinten ins Blatt, verzichten muss der Dockarbeiter von heute auf sein Eye-Candy nicht.

Ach ja: Und ein bisschen mehr als nichts dürfen die osteuropäischen Models wie Eva aus Polen künftig auch anhaben. Wenn das keine gute Nachricht ist!

Warum es eine Zeitung, noch dazu eine mit - laut ihren internen Statuten - konservativer Werthaltung, auch im Jahr 2012 noch für nötig hält, großformatig ein Busenfoto abzudrucken, wird dabei nicht diskutiert. Genauso wenig, wie über Fragen der journalistischen Ethik oder der Fairness, den Schutz der Privatsphäre oder die Tatsache, dass die Dinge nicht immer nur schwarz oder weiß - sondern manchmal auch grau - sind, diskutiert wird. Rügen des Presserates im Dutzend sprechen Bände über den Umgang der Zeitung mit Menschen, über die sie schreibt. Das sind die wahren Probleme - nicht die Körbchengröße von Eva aus Polen.