Hypo finanzierte Insel-Kauf in der Nähe von Dubrovnik. | Kunde kaufte von Serbien, aber Kroatien steht im Grundbuch. | Dubrovnik/Wien. Mildes Klima, wunderbarer Blick aufs Meer, Mandarinenbäume und eine historische Altstadt, die ihresgleichen sucht: Wer im kroatischen Tourismusgeschäft in der Top-Liga spielen will - und die Kärntner Hypo Alpe Adria wollte ganz vorne dabei sein -, kommt an der traumhaft gelegenen südlichen Küstenstadt Dubrovnik nicht vorbei.
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Dank ihrer Geschäftsbeziehung zum kroatischen Hotelbetreiber Goran Strok erwischte die Hypo jedenfalls einen guten Start. Strok war in den 70er Jahren Rennfahrer, ließ sich später in London nieder und baute von dort aus eine Hotel-Gruppe auf. Ende der 1990er Jahre schlug er bei der Privatisierung mehrerer Hotels in Kroatien zu.
Finanziert hat Strok die Geschäfte in seinem Heimatland mit Hypo-Krediten: Bereits bis Ende 2007 war - laut bankinternen Aufzeichnungen - das Gesamtobligo der Hotelgruppe auf 109 Millionen Euro angewachsen. Zu Stroks Projekten in Dubrovnik zählen unter anderem die 5-Sterne-Nobelabsteigen Excelsior, Palace und Bellevue. Bis 2005 war die Hypo - Kennern der Materie zufolge - an der Dachgesellschaft Adriatic Luxury Hotel Group mit 33 Prozent beteiligt. Dann kaufte Strok der Bank den - ursprünglich um eine kroatische Kuna erworbenen Anteil - um 10 Millionen Euro wieder ab - ein schöner Gewinn für die Bank.
Dass es dabei nicht geblieben ist, liegt auch an einer kleinen Insel namens Jakljan, die etwas nördlich der Stadt in der Adria vor sich hin schlummert: Strok und sein Partner, der frühere US-Botschafter Bill Montgomery, kauften im Herbst 2005 rund ein Drittel der Insel - etwa 74.000 m² -, um dort eine Luxus-Hotelanlage zu errichten. Die Hypo gewährte 6,7 Millionen Euro Kredit - und musste diesen Anfang 2010 letztlich fällig stellen sowie 8,6 Millionen Euro wertberichtigen.
Wieso aus dem vermeintlich hochprofitablen Projekt ein solcher Verlustposten geworden ist, hängt bereits mit der Situation beim Erwerb der Insel zusammen: Strok kaufte Jakljan von der Republik Serbien - obwohl die Republik Kroatien als Eigentümer im Grundbuch eingetragen war. Damit konnte die Hypo nie eine Hypothek auf die Liegenschaft als Sicherheit für den Millionenkredit erlangen. In einer Anfang Oktober 2010 eingebrachten Anzeige beklagt die Bank außerdem, dass die unklare Eigentümersituation weder eine Realisierung des Projekts noch einen Verkauf des Grundstücks zulässt.
Schuld an der Verwirrung um Jakljan ist der Jugoslawien-Krieg. Damals annektierte Kroatien den bewussten Teil der Insel. Ein Abkommen mit Serbien über die Rückgabe soll zwar bereits 2004 vom Parlament genehmigt, letztlich aber nie unterschrieben worden sein.
Problem bekannt
Die Situation ist vielen Verantwortlichen in der Hypo jedenfalls bereits bei der Kreditvergabe bekannt gewesen - weshalb die Angelegenheit nun auch die Justiz beschäftigt. Die Vergabe musste damals wegen des hohen Gesamtobligos der Strok-Gruppe auch vom Aufsichtsrat genehmigt werden.
Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger, der einer der Beschuldigten ist, widerspricht in einer schriftlichen Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft wesentlichen Darstellungen in der Anzeige: So hätte es sehr wohl eine persönliche Haftung Stroks und - in weiterer Folge - seiner Hotelgruppe gegeben. Ein unabhängiges Rechtsgutachten hätte später außerdem die Rückabwicklung des Kaufs für möglich erachtet. Mittlerweile bereitet allerdings nicht mehr nur das Insel-Projekt der Hypo Sorgen: In einem internen Bericht hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers bereits im Herbst 2009 der Bank nahegelegt, für die Strok-Gruppe zusätzliche Risikovorsorgen von rund 13 bis 24 Millionen Euro zu bilden.
Wertberichtigt wurde mittlerweile auch der Großteil eines 1,5-Millionen-Euro-Kredits an eine weitere Strok-Firma. Mit dieser Finanzierung befasst sich auch eine der beiden Schadenersatzklagen, die die Kärntner Hypo bisher gegen ehemalige Manager eingebracht hat.
Der Fall Hypo