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Das Böse ist überall

Von Bernhard Baumgartner

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Und so entließ uns ein Leipziger "Tatort" aus dem Wochenende, von dem man das Gefühl haben musste, dass man ihn schon allzu oft gesehen hat. Oder in der Zeitung gelesen, oder in den Vorabendnachrichten. Ein Schläger bearbeitet nächtens eine Frau, Polizisten sind verwickelt, einer greift zur Selbstjustiz. Am Ende war’s dann eh der, den man sich gedacht hat, und alles löst sich in einer schicken Geiselnahme auf. Wie es halt so ist, an einem normalen Bürotag in Leipzig. Dazu mit Simone Thomalla eine Kommissarin, die nur einen einzigen irritiert-besorgten Gesichtsausdruck zu haben scheint. Getragen wird die Sache von Martin Wuttke, der wie immer meisterhaft den kaputten Typen von der Mordkommission spielt. Fazit: Es gab schon bessere, aber auch schon deutlich schlechtere Tatorte.

Doch nun zu etwas ganz anderem: Wenig Humor zeigte jüngst die berüchtigte türkische Fernsehbehörde, die den Sender CNBC-E für "Die Simpsons" zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 22.700 Euro verurteilt hat. Die Sendung habe Gott als Untertan des Teufels dargestellt, der Satan sogar Kaffee serviert, kritisierte die Behörde RTÜK. Diese hat schon häufiger mit Sanktionen gegen angebliche unmoralische Auswüchse in den Medien von sich reden gemacht.

Zu so einer inhaltlichen Zensur hätte vermutlich auch der alte Metternich anerkennend aus dem Grab genickt. Doch wo Moralwächter wüten, ist meistens das Publikumsinteresse intakt. Was man vom "Tatort" nicht immer behaupten kann.