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Das Budgetwunder von Salzburg

Von Christoph Irrgeher

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Wir kennen die Situation. Flughafen, Gepäckabgabe, und - leider: gewogen und für zu schwer befunden. Bedeutet also: aufzahlen. Oder irgendwas da lassen. Jetzt stelle man sich vor, es gäbe noch eine Möglichkeit, eine ganz fantastische: Man erkläre dem Kontrolleur, dass seine Waage zwar akkurat, aber der eigene Fall sehr speziell sei, weil sich dieser Brocken hier, jenes Ding dort theoretisch, ja was heißt! praktisch überhaupt nicht zum Gepäck zählen lässt. Und weil uns der Kontrolleur nun gewogen ist, lässt er tatsächlich den vollen Koffer gewähren. Fragt sich nur: Wozu eine Waage, wo kollektive Willensanstrengung misst? -

Die gleiche Frage stellt sich in Salzburg. Dort hatte Festspielchef Alexander Pereira einen Budgetplan für 2013 vorgelegt, den das Kuratorium erst schnaubend ablehnte: Mehr als 60 Millionen Euro wolle man nicht; Pereira (der hohe Sponsorsummen mobilisiert) aber hatte 64 budgetiert. Jetzt aber doch das Budgetwunder (siehe Seite 13): Pereiras Projekte bleiben an Bord. Und der 60-Millionen-Rahmen ward nicht gesprengt. Wie das geht, hat Pereira schon vor dem Beschluss durchblicken lassen: "Es hat ja niemand definiert, was 60 Millionen heißt. Ist das inklusive dem, exklusive jenem . . ." Kurz: siehe Koffer. - Nur zur Sicherheit: Über die Güte und Sinnhaftigkeit der Pläne, die Pereira selbstverständlich retten wollte, sei mit diesen Zeilen nichts gesagt. Umso mehr aber über ein Kuratorium, das sein Gesicht durch einen kosmetischen Akt gewahrt glaubt. Wobei die Permissivität dieses Akts nicht zu übersehen ist - und ein peinliches Pendant zur vorherigen Schroffheit bildet.