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Das Bundesheer im Tschad: Ein Vakuum namens Überzeugungsarbeit

Von Walter Hämmerle

Analysen

Afrika ist in den Köpfen der allermeisten Europäer ein großer schwarzer Fleck. Die riesige Landmasse drängt sich nur dann als hoffnungsloser Kontinent von Zeit zu Zeit im Bewusstsein nach vorne, wenn einmal ein afrikanisches Drama den Weg in unsere Schlagzeilen schafft. Wer sich tatsächlich die Mühe macht, Licht ins Dunkel dieses Kontinents zu bringen, verliert rasch seinen Überblick angesichts der ethnischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Gemengelage.


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Und in diese von Gott scheinbar verlassene Weltgegend sollen wir österreichische Soldaten schicken? Eine deutliche Mehrheit der Österreicher steht, wenn man den im Eiltempo produzierten Umfragen Glauben schenken darf, diesem Beschluss der Bundesregierung ablehnend gegenüber. Verwundern kann dies nicht. Denn allzu viel Zeit und Mühe, den Bürgern Sinn und Nutzen dieses Einsatzes zu erklären, haben die Verantwortlichen nicht investiert. Mancher glaubt offensichtlich, wenn man oft genug wiederholt, dass es sich um eine humanitäre Mission handelt, die dank einem vorhandenen UNO-Mandat mit der österreichischen Neutralität vereinbar ist, stelle sich die öffentliche Unterstützung schon von ganz alleine ein.

Und falls dieser Plan A nicht aufgeht, muss eben Plan B herhalten. Dann verweist man eben darauf, dass sich eine Frage von solcher - auch moralischer! - Tragweite aber ganz sicher nicht für billigen Populismus eigne, der dem Volk nur aufs Maul schaut. Motto: Wir übernehmen Verantwortung - endlich einmal eine Regierung, ein Minister, mit dem Mut zur unbequemen, unpopulären Wahrheit aus Verantwortungsgefühl heraus. Immerhin auch eine politische Daseinsnische, nur leider nicht sehr breitenwirksam, wenn man sich nur dann darauf beruft, wenn einem sonst kein anderer Ausweg mehr bleibt.

Die Befürworter des Tschad-Einsatzes haben gute Argumente auf ihrer Seite. Gegen sie spricht, dass sie über Jahrzehnte das Heer finanziell bis an die Grenze zur Fahrlässigkeit ausgehungert haben. Die EU muss lernen, Verantwortung für ihre strategische Interessensphäre zu übernehmen. Dies ist keine Abwertung Afrikas zum Hinterhof. Die EU hat ein ökonomisches, sicherheitspolitisches und ethisches Interesse an einem friedlichen, prosperierenden Afrika.

Die mittlerweile auf 2300 Soldaten abgespeckte EU-Truppe - ursprünglich war von bis zu 4000 die Rede - ist dabei natürlich nur ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein. Die Ordnungshüter und Helfer der Schwachen würden an zahllosen anderen Orten mindestens genauso dringend gebraucht. Aber die Union ist hier erst am Anfang eines sehr, sehr langen Lernprozesses.

Rückschläge, auch blutige Niederlagen, werden dabei unvermeidlich sein. Sie ändern nichts daran, dass es zu dieser Rolle Europas keine Alternative gibt. Und Österreich ist ein Teil dieses Europas.