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Das Business mit der Bildung

Von Monika Jonasch

Wirtschaft
Lernen zahlt sich aus, vor allem für jene, die digitale Bildung anbieten.
© GoStudent

Mobilfunk-Anbieter Educom fokussiert sich auf Lernende und Lehrende. GoStudent sammelt für weltweite Online-Nachhilfe weitere 300 Millionen Euro ein.


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"Jeder Mensch hat das Recht auf einen freien digitalen Bildungszugang", stellt Educom-Gründer Markus Müller bei einer Pressekonferenz am Dienstag die Mission seines Unternehmens vor. Besonders in der Pandemie sei es wichtig geworden, die digitalen Barrieren - "Habe ich genug Datenvolumen?" - zu beseitigen.

Educom ist ein mobiler, virtueller Netzbetreiber (MVNO), also eigentlich ein Serviceanbieter im Netz eines klassischen Mobilfunk-Anbieters.

Neustart mit Drei

Im Fall von Educom heißt der Infrastruktur-Partner nun Drei, zuvor gehörte man fünfeinhalb Jahre zum A1-Konzern. Die aus jener Zeit stammenden Kunden verbleiben allerdings bei A1.

Darin liegt nun die große Herausforderung, denn Educom muss wieder von vorne anfangen und neue, eigene Kunden gewinnen. Man sei nun "selbstständig" geworden, umschreibt dies Gründer Müller und sieht darin die Chance, das Unternehmen weiterzuentwickeln.

Trotz neuem Netzwerkpartner Drei findet sich unter den Educom-Shareholdern einer, der aus der Telekom-Austria-Welt stammt: Boris Nemsic, einstiger Chef des Telekom-Konzerns, nennt es eine "Herzensangelegenheit" Bildung und Mobilfunk zu verbinden.

Auf Nachfrage meint Nemsic dann, er halte eine Beteiligung im "niedrigen einstelligen Bereich" an Educom und habe "nicht darüber nachgedacht", welche finanziellen Ziele er damit erreichen wolle. Der Ex-Telekom-Chef betont, dass die Trennung von Infrastruktur und Services durch zielgruppenspezifische Anbieter ein weltweiter Trend sei und angesichts der bestens ausgebauten österreichischen Infrastruktur auch erfolgreich sein könne.

Das Business-Modell von Educom besteht aus zwei Standbeinen: Einerseits verkauft man maßgeschneiderte Tarife vom "Kindertarif" ohne Roaming für 2,99 Euro pro Monat bis zum größten Studententarif für etwa 14 Euro pro Monat, inklusive Roaming und üppigen Freiminuten und Datenvolumen. Andererseits bietet man kostenlose Kommunikation mit all jenen Bildungseinrichtungen an, die sich auf der firmeneigenen Website registriert haben. Dies sei in allen Tarifen in voller Bandbreite gratis und unlimitiert, heißt es.

Begehrte Zielgruppe

Der Fokus in Sachen Zielgruppe liegt ganz klar auf allen, die mit Bildung zu tun haben: Lernende von der Volksschule bis zur Universität sowie Lehrende in sämtlichen Bildungsinstitutionen.

Das ist ein durchaus üppiger Pool, denn laut Statistik Austria gibt es in Österreich 1,1 Millionen Schüler, 390.000 Studierende, 195.000 Lehrende sowie 675.000 Familien mit Kindern unter 16 Jahren. Natürlich gibt es hierbei diverse Überschneidungen, die meisten sind wohl auch bereits Kunden anderer Mobilfunk-Anbietern. Dennoch, mit dem Angebot kostenlos mit Schule, Uni, E-Learning-Anbietern und Nachhilfe-Instituten kommunizieren zu können, ist hier der Preiskampf wohl neu ausgerufen. Man wird sehen, ob es Educom gelingt, diese Zielgruppe zu gewinnen. Die Anzahl der bereits akquirierten Kunden bewege sich derzeit "im sechsstelligen Bereich", meint Müller.

Nachhilfe bringt Milliarden

Indessen zeigt sich auch andernorts, dass mit digitaler Bildung richtig viel Geld gemacht werden kann. So gelang es der österreichischen Videonachhilfe-Plattform GoStudent erneut, eine rekordverdächtige Geldspritze zu ergattern: 300 Millionen Euro brachte eine neue Finanzierungsrunde dem Wiener Start-up. Das ist das höchste Start-up-Investment, das in Österreich jemals aufgenommen wurde.

Erst im Juni hatte GoStudent 205 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Damit hat sich seine Unternehmensbewertung in knapp über einem halben Jahr von 1,4 auf drei Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Seit der Gründung 2016 hat GoStudent mehr als 590 Millionen Euro aufgenommen.

Mit der dem üppigen Finanzpolster strebt GoStudent nichts Geringeres als die Weltmarktführerschaft im Bereich Nachhilfe an. Man will weiter expandieren, heuer sollen neue Märkte erschlossen werden, etwa die USA, der asiatisch-pazifische Raum sowie die Region Naher Osten/Nordafrika, heißt es via Aussendung. 2021 expandierte GoStudent in 16 Länder, darunter Kanada und Mexiko, und eröffnete 19 internationale Standorte. In den vergangenen zwölf Monaten hat die Nachhilfe-Plattform ihr Team um 1.000 Beschäftigte und 10.000 Nachhilfe-Lehrer aufgestockt und will weiter wachsen. Die Zahl der monatlich gebuchten Nachhilfestunden hat sich in einem Jahr auf 1,5 Millionen verzehnfacht. Bei einem Preis von 20 bis 30 Euro spricht man hier also von Einkünften in zweistelliger Millionenhöhe.