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Das Dilemma der Three Lions

Von Christoph Rella

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In wenigen Jahren wird England die 150. Wiederkehr des ersten Länderspiels in der Geschichte des Fußballs feiern. Allerdings kann sich der Inselstaat davon, dass er als Wiege des Ballsports gilt, nichts kaufen. Seit der WM 1966 hat die Nationalmannschaft kein größeres Turnier mehr gewonnen, und auch der letzte Top-Platz bei einer EM ist eine Weile her.

Die Ursache dafür wollen nun fünf frühere Teamchefs der Three Lions herausgefunden haben. These: Englands Liga beschäftige die heimischen Spieler zu wenig. Wie Glenn Hoddle, Kevin Keegan, Sven-Göran Eriksson, Graham Taylor und Steve McClaren in einem Brief an Verbandsboss Greg Dyke kritisierten, würden derzeit lediglich 32 Prozent der Spielzeit in der Premier League von englischen Kickern gespielt. Im Vergleich dazu seien es in den 1990er Jahren noch 70 Prozent gewesen. "Dieser Trend darf nicht weitergehen", meinten sie.

Nun ist die Tatsache, dass die englische Liga von Legionären dominiert wird, nicht neu. Daran wird auch Dyke nichts ändern, ist doch die Gleichstellung von Ausländern mit Inländern und damit auch deren Einkauf und Einsatz auf dem Rasen gesetzlich gedeckt. Wo kämen wir hin, wenn Klubs, die ja auch international bestehen müssen, gezwungen wären, durch die Verordnung einer Einheimischen-Quote ihre Taktik und Personalpolitik allein auf das Wohl des Nationalteams auszurichten? Das wird es nicht spielen. Es sei denn, man einigt sich auf eine europaweit gültige Regelung für alle Klubs (was aber unwahrscheinlich ist).

Womit eigentlich nur noch ein Druckmittel bleibt: die englischen Fans. Sie könnten tatsächlich von ihren Vereinen verlangen, mehr auf ihre Landsleute zu schauen und sie öfters einzusetzen. Das würde sicher auch mehr bringen, als der Brief an Greg Dyke.