Zum Hauptinhalt springen

Das einfache Leben

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Der Papst hat zu Beginn der Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen die Menschen zu einem einfachen Leben aufgefordert. Im Pazifik treibt derweil ein Strudel aus Plastikabfällen, ungefähr viermal so groß wie Deutschland. Ist die Erde also mit Appellen noch zu retten?


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Nein, vermutlich ist sie das ausschließlich mit Hochtechnologie. Allein der Plastikmüll-Strudel kann nur mit modernsten Mittel beseitigt werden.

Der Aufruf zu einem einfachen Leben kann aber auch so interpretiert werden, dass der Mensch seine Verantwortung wahrnimmt. Bleiben wir beim schwimmenden Plastik: Es treibt zwischen Hawaii und Kalifornien in internationalen Gewässern - kein Staat, keine Regierung fühlt sich dafür zuständig oder verantwortlich.

Ähnlich geht es wohl der Erdatmosphäre. Auch für sie ist niemand verantwortlich, also wird sie erbarmungslos mit Schadstoffen "beschossen".

Interessant, dass es im umgekehrten Fall nicht so ist. Kaum werden in der Antarktis wertvolle Mineralien und Öl vermutet, geht der Wettlauf um die "Verstaatlichung" des Gebietes los. Wenn es ums Geld geht, fühlen sich plötzlich alle zuständig.

Das kann sich aber nicht durch eine Klimaschutzkonferenz ändern, sondern nur durch anderes Wirtschaften. Ressourcenschonung müsste an erster Stelle stehen statt ungebremster Ausbeutung. Nun, dazu gehört dann in der Tat eine Vereinfachung des Lebens, vor allem in den Industrieländern. Der größte Verschmutzer der Welt sind nach wie vor die USA. Ob sich deren Industrie und deren Konsumenten aber eines Besseren besinnen, nur weil in Kopenhagen eine Konferenz stattfindet, darf bezweifelt werden.

Kopenhagen wird ein Ergebnis bringen, sonst würden die Regierungschefs nicht hinfahren. Aber ob es mehr ist als Erbsenzählerei in Sachen CO2-

Reduktion? Eher nicht. Vermutlich hätte die Welthandelsorganisation WTO größere Chancen, wenn dort der Umweltschutz als Kriterium des fairen Wettbewerbs eingeführt würde: Ein Land, das Mindeststandards in Sachen Umweltschutz unterschreitet, könnte mit Strafzöllen für Exportwaren belegt werden. Dann ginge es wieder ums Geld - und dafür fühlen sich Regierungen ja eher verantwortlich als für die Atmosphäre und die Meere.