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Das Ende der Ballbesitzfetischisten

Von Christian Mayr

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Die Berichte vom vorzeitigen Ableben des spanischen Fußballs waren stark übertrieben - das beweist das Champions-League-Finale in Form eines Madrider Stadtderbys eindrucksvoll. Und auch wieder nicht. Denn das, was die Spanier seit 2008 zwei EM- und einen WM-Titel gewinnen ließ, war nicht mehr der Schlüssel zum Erfolg. Vielmehr ist das Madrider Endspiel der beste Beweis dafür, dass sich das einst viel gepriesene Tiki-Taka überlebt hat. Mit Kurzpassorgien und Ballbesitzfetischisten gewinnt man heutzutage keine europäischen Titel mehr - das ist spätestens seit dem 0:4-Heimdebakel der Bayern gegen Real und dem Viertelfinal-Aus von Barcelona gegen Finalist Atlético klar. Die beiden bekanntesten Vertreter dieser Spielart (Barcelona und Bayern unter Ex-Barça-Coach Pep Guardiola) sind grandios gescheitert. Bayern etwa wurde mit Standardsituationen und Konterstößen taktisch ausgetrickst - trotz 64 Prozent Ballbesitzes. Und was sagt Guardiola dazu? "Der Grund, warum wir verloren haben, ist, wir hatten keinen Ballbesitz." Sieht nicht so aus, als würde er von seiner Philosophie abrücken wollen. Er wird sein System aber adaptieren müssen, denn mit ineffizientem Ballgeschiebe macht man keine Tore.