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Nach Parksheriff-Reform steht mit der Naturwacht nächste Truppe vor dem Aus.
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Wien. Nach fast 20 Jahren wird im Herbst die blaue Kappe mit dem Stadtwappen eingemottet: Die Wiener "Blaukappler", das Schreckgespenst aller Parkzeitüberzieher, fusionieren mit ihrem verwaltungstechnischen Zwilling, den "Weißkapplern"; diese sind als Organe der Parkraumüberwachung derzeit ausschließlich für Falschparker (etwa verstellte Ladezonen) zuständig - künftig sind alle 320Organe weiß behütet und für alles zuständig.
Die Abschaffung dieser Skurrilität geht freilich auf das rot-grüne Regierungsprogramm zurück, in dem die "möglichst einheitliche Kennzeichnung" der vielfältigen städtischen Ordnungsdienste festgehalten ist. Damit soll die Erkennbarkeit für die Bürger erleichtert werden. Selbst wenn damit das Ende der Kapperlpolitik mit immer neuen Wachdiensten besiegelt ist, ist man von einer Stadtwache nach ÖVP-Muster weit entfernt, denn eine organisatorische Fusionierung der Kapperlträger ist nicht eingeplant.
Allerdings steht bereits ein weiterer Wachkörper vor dem Aus - die Naturwacht.
Diese "Naturpolizei" macht als privater Verein Jagd auf Umweltsünder und darf kraft Vereidigung durch die Umweltschutzabteilung auch Ausweise kontrollieren. "Das wird sie künftig nicht mehr tun, denn die hoheitlichen Aufgaben werden ihr entzogen. Als privater Verein darf die Naturwacht aber ruhig weitermachen", kündigt der grüne Gemeinderat Rüdiger Maresch an. Die Subvention wurde zuletzt bereits auf 12.000 Euro halbiert. Ausschlaggebend soll unter anderem das militante Auftreten so mancher Naturorgane gewesen sein, erzählt man im Rathaus. "Unsinn", sagt dazu Landesleiter Alfred Bedrava, "in fast 40 Jahren gab es nie eine stichhaltige Beschwerde gegen uns." Daher sei das geplante neue Naturschutzgesetz mit dem Aus für die Naturwacht eine "Sauerei"; die derzeit 49 ehrenamtlichen Organe mit schwarzen Mützen würden aber wohl trotzdem weitermachen.
Allerdings erfüllt die städtische "Waste-Watcher"-Truppe seit 2008 mit ihren 50 hauptberuflichen Organen ähnliche Aufgaben und geht gegen Verunreinigungen im öffentlichen Raum vor.
Wie es punkto Regierungsprogramm mit den anderen Kapperltruppen - von der Rathauswache über die Ordnungsberater im Gemeindebau bis zum Linienservice und den "Schwarzkapplern" der Wiener Linien - weitergeht, ist derzeit aber noch offen. "Die nächsten Schritte müssen jetzt bald folgen", fordert der grüne Klubchef David Ellensohn. Im SPÖ-Klub weiß man noch nichts von einem Verhandlungstermin.
Zu hören ist, dass etwa ein gemeinsames Logo für alle Organe leichter umsetzbar wäre, als die unterschiedlichen Dienstrechte zu vereinheitlichen, zumal verschiedene Magistratsabteilungen zuständig wären.
Sichtbar oder unsichtbar
Aber am Beispiel der Wiener Linien offenbaren sich auch Schwierigkeiten für den Außenauftritt: So sollen die Fahrschein-Kontrolleure verdeckt und in Zivil auftreten; die für die Sicherheit zuständige Linienservice-Truppe aber gut sichtbar sein. "Wichtig ist Effizienz in der Verwaltung", erklären daher die Wiener Linien.