Indonesiens Präsident Widodo träumt von Renaissance der Blockfreien Bewegung.
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Jakarta. Die pazifische Epoche ist angebrochen, zumindest, wenn es nach Indonesiens Präsident Joko Widodo, bekannt als Jokowi, geht. Bei der Eröffnung der Asien-Afrika-Konferenz in Jakarta sagte Jokowi, die Zeit sei reif für eine globale Weltwirtschaftsordnung. "Die Realität in unserer Welt ändert sich: Jene, die sagen, die weltweiten wirtschaftlichen Probleme sollen von der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds oder der Asia Development Bank ADB gelöst werden, müssen erkennen: Das sind obsolete Ideen. Wir brauchen einen Wandel." Es sei entscheidend, dass eine neue Weltwirtschaftsordnung errichtet wird, die auch den neuen aufstrebenden Wirtschaftsmächten offen steht.
Widodos Rede erinnert an den 60. Jahrestag einer Konferenz, die von 18. bis 24. April 1955 in Bandung, Indonesien tagte. Damals nahmen die Vertreter aus 25 Ländern an der Konferenz teil, die von Indonesien, Burma, Pakistan, Ceylon (heute Sri Lanka) und Indien ins Leben gerufen worden war. Chinas Premier Zhou Enlai hatte damals versucht die Delegierten aus anti-kommunistischen Ländern mit einem konzilianten Ton zu beruhigen.
Gestiegenes Selbstvertrauen
Das Ziel der Bandung-Konferenz von 1955: die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zwischen afrikanischen und asiatischen Staaten zu fördern und dem Kolonialismus und Neo-Kolonialismus entgegenzutreten. Die Konferenz war damals ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur sogenannten Blockfreien Bewegung, die sich während des Kalten Krieges zwischen den Ländern des Westens einerseits und der Sowjetunion und deren Vasallenstaaten zu positionieren trachtete.
Nun macht sich das gestiegene Selbstvertrauen in den Ländern Asiens und Afrikas bemerkbar: Zuletzt machte China mit der Gründung der AIIB (Asien-Infrastruktur-Investionsbank) von sich reden. Sie wird von China als Ergänzung zu den Bretton-Woods-Institutionen wie Weltbank und Währungsfonds verstanden. Von manchen westlichen Ländern - vor allem aber von den USA - wird sie jedoch als Bedrohung dieser vom Westen dominierten Institutionen gesehen. Indonesien ist eine von jenen 60 Nationen, die sich am Aufbau dieser Investitionsbank beteiligen wollen. Die USA haben ihren engen Verbündeten von Anfang an signalisiert, dass Washington über eine Teilnahme bei der AIIB nicht erfreut wäre. Aber enge Verbündete wie Großbritannien, Deutschland oder Australien haben trotzdem ihre Teilnahme an der AIIB zugesagt, das Lobbying des Weißen Hauses war umsonst. Die US-Politik war ein klarer Fehler: Obama hat mit dieser ablehnenden Haltung nicht nur den chinesischen Präsidenten Xi Jinping vor den Kopf gestoßen, sondern es hat sich auch offenbart, dass die USA weder London noch Canberra davon abhalten können, gemeinsame Sache mit Peking bei der Verfolgung wirtschaftlicher Interessen zu machen.
Annäherung Japan-China?
Wenigstens Tokio hat bisher keine Anstalten gemacht, an der AIIB teilzunehmen. Zu sehr fürchtet Japan den wachsenden Einfluss Chinas in Ost- und Südostasien.
Gleichzeitig nährt ein Treffen zwischen Chinas Xi Jinping und dem japanischen Premier Shinzo Abe am Rande der Konferenz in Jakarta die Hoffnung auf ein Tauwetter zwischen beiden politischen Führungsfiguren.
Damit könnte der Dialog zwischen Xi und Abe, der bei einem Gipfeltreffen zwischen beiden Spitzenpolitikern Ende vergangenen Jahres begonnen hatte, fortgesetzt werden. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern waren in den vergangenen Jahren schlecht. Einerseits gab es immer wieder Unstimmigkeiten über die geschichtliche Aufarbeitung von Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg - aus chinesischer Perspektive unternimmt Japan viel zu wenig bei der Geschichtsaufarbeitung von Kriegsverbrechen -, zugleich flackern immer wieder Territorialkonflikte und Streit um zwischen Japan und China gelegenen Inseln auf.
Indonesien hat die Staats- und Regierungschefs von 109 asiatischen und afrikanischen Staaten eingeladen, es nehmen aber offenbar nur 34 Staats- und Regierungschefs bei dem Asien-Afrika-Treffen in Jakarta teil.
Indonesiens Präsident Widodo forderte seine versammelten Amtskollegen auf, "gegen die Dominanz von einer bestimmten Gruppe von Ländern" zusammenzustehen, um "globale Ungleichheiten und unfaire Behandlung" zu verhindern und zu vermeiden. Es weht ein Hauch von Antikolonialismus in Jakarta.