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Das Ende des Schreibtischtäters

Von Andreas Rauschal

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Einem dunklen Kapitel der Zeitgeschichte widmete sich die ARD am Sonntag: Raymond Leys Dokudrama "Eichmanns Ende" beleuchtete den NS-Schergen Adolf Eichmann und, genauer, die Umstände seiner Festnahme im Jahr 1960.


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Eichmann, während des Zweiten Weltkrieges zuständig für die Deportation der jüdischen Bevölkerung - und somit mitverantwortlich für das Schicksal von sechs Millionen Menschen -, war zunächst in Deutschland untergetaucht, ehe er 1950 nach Argentinien floh. Das öffentliche Bild des Mannes ist bestimmt durch Filmmaterial, das während seines Prozesses in Jerusalem entstand: Ohne Reue schilderte Eichmann dort sein Tun und wurde damit zum Inbegriff des (gewissenlosen) Schreibtischtäters.

Eichmann, der sich vor Gericht als "Befehlsempfänger" weißwaschen wollte, wurde schließlich zum Tode verurteilt. "Eichmanns Ende" rollte die Geschichte nun einerseits als Melodram auf: So erzählte der Film über die Romanze von Eichmanns ältestem Sohn mit der Tochter eines KZ-Überlebenden, die den Nationalsozialisten schließlich enttarnte. Andererseits wurden die Interviews mit dem rechten Publizisten Willem Sassen, in denen Eichmann ungeschönt erzählte, detailgetreu nachgestellt. Statements von Zeitzeugen ergänzten das Bild. Damit gelang es, die Vorkommnisse lebendig und beklemmend darzustellen. Für Beklemmung sorgte aber weniger die Inszenierung als vielmehr die Härte der historischen Fakten. Auch an Nebenschauplätzen: Der über den Verbleib Eichmanns informierte, hessische Generalstaatsanwalt leitete sein Wissen an den Mossad weiter - der von Alt-Nazis durchsetzte Polizeiapparat Deutschlands erschien ihm für die Aufklärung als ungeeignet.