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Das Ende des Volksbanken-Sektors, wie wir ihn kennen

Von Reinhard Göweil und Karl Leban

Wirtschaft

Die ÖVAG wird abgespalten und eine Abbau-Einheit ohne Banklizenz.


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Wien. Es hat lange gedauert und viel Geld gekostet, doch zuletzt war der Leidensdruck, der auf dem Volksbankensektor lastete, zu groß geworden. Durch den EZB-Stresstest drohte eine enorme Kapitallücke, wie die "Wiener Zeitung" bereits im Juni berichtete. Nun wird dieser Teil der österreichischen Bankenlandschaft mit 700.000 Kunden vollständig umgekrempelt.

Die Volksbanken AG (ÖVAG) wird aus dem Sektor komplett herausgelöst, also abgespalten. Die ÖVAG wird - wie die Hypo - als Bad Bank weitergeführt. Da sie die Banklizenz zurückgibt, unterliegt sie keiner Regulierung mehr, die Vermögenswerte werden im Lauf mehrerer Jahre verkauft.

Die derzeit 44 Volksbanken werden auf neun Bundesländer-Institute zusammenfusioniert, darauf haben sich die 120 Spitzenfunktionäre des Genossenschaftssektors nun geeinigt. Diese Banken werden samt und sonders in Aktiengesellschaften umgewandelt. Das Ziel: Sie sollen eine kritische Größe erreichen und als AGs kapitalmarktfähig werden. Neben den neun Volksbanken wird es noch drei Spezialinstitute geben: die Bausparkasse, die Apotheker-Bank und die Sparda-Bank.

Die größte Volksbank im Land, die VB Wien-Baden, wird neues Spitzeninstitut des Sektors. Ihre Hauptaufgabe wird es sein, überschüssige Liquidität der Institute zu bündeln und zu veranlagen. Dazu wird das Treasury aus der ÖVAG in die VB Wien-Baden verlagert, sprich: verkauft.

Eine Milliarde Euro Steuergeld

Der Volksbankensektor hat derzeit etwa 30 Milliarden Euro Bilanzsumme. Die ÖVAG konnte ihren Geschäftsumfang bereits auf unter 20 Milliarden halbieren - eine Auflage der EU-Kommission für die gewährte Staatshilfe. In Summe floss mehr als eine Milliarde Euro Steuergeld in die Bank. 700 Millionen sind nach einem Kapitalschnitt praktisch weg. Dazu kommen noch 300 Millionen an Partizipationskapital und 100 Millionen an Haftungen. Dieses Kapital ist noch vorhanden und bleibt in der "ÖVAG Bad Bank", an der sich auch die Beteiligungsverhältnisse nicht ändern werden: 52 Prozent halten weiter die dann auf zwölf reduzierten Volksbanken, 43 Prozent die Republik.

Geplant ist, dass die ÖVAG ihre Bilanzsumme bis Ende 2014 auf 15,5 Milliarden Euro weiter verkleinert und bis Ende 2015 dann auf 5 Milliarden. Spätestens 2017 soll die ÖVAG zur Gänze abgewickelt sein, sagte Koren am Donnerstagabend vor Journalisten. Sie werde dann endgültig Geschichte sein.

Durch die De-Regulierung der ÖVAG, also die Abbau-Einheit ohne Banklizenz, fällt auch der drohende Kapitalzuschuss von bis zu 800 Millionen Euro so gut wie weg. Denn ein solches Vehikel muss keine Mindestkapitalvorschriften mehr beachten und unterliegt auch nicht der Aufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB). Dass mit der nun gewählten Lösung nochmals Kosten auf den Steuerzahler zukommen, schließt Koren "mit hoher Wahrscheinlichkeit" aus.

Das neue Konstrukt soll bis Jahresmitte 2015 stehen und bedeutet de facto das Ende des Genossenschaftssektors. Denn die Bundesländer-Volksbanken sind als Aktiengesellschaften frei, sich am Kapitalmarkt als Gesellschafter zu holen, wen sie wollen.

Grundsätzlich, so ist zu hören, will der Verbund bestehen bleiben, auch ein neuer Vertrag ist dazu angedacht. Für die örtlichen Volksbanken wird sich jedoch vieles ändern. Sie werden als Filialen der jeweiligen Bundesland-Volksbank geführt und nicht mehr als eigenständige Bank. Allerdings hat die bisherige Konstruktion auch dazu geführt, dass es kaum Bewegung bei den Reformen gab. Trotz der EU-Vorgabe weigerten sich viele Volksbanken lange, eine Konzernstruktur zu akzeptieren.

Der EZB-Stresstest hätte es nun notwendig gemacht, dass die Volksbanken bis zu 800 Millionen Euro für die ÖVAG aufzubringen gehabt hätten. Das hätte etliche kleine Volksbanken in den Ruin getrieben. Da auch der Bund wenig Lust hatte, der ÖVAG frisches Geld zuzuschießen, kam es nun beim "Verbandstag" zum finalen Showdown.

Genossenschaftsanteile

Wenn die wenigen, aber größeren Volksbanken allerdings ihr Geschäft ausweiten, wird es nun leichter, Kapital aufzunehmen. Das war bisher unmöglich, da niemand Genossenschaftsanteile kauft, die weder handelbar sind noch einen nachvollziehbaren Preis aufweisen können. Für die Volksbanker ist die jetzige Lösung trotzdem eine harte Sache.

Wenigstens bis Juni 2015 wird Koren ÖVAG-Chef bleiben, ob er danach auch der Bad Bank zur Verfügung steht, ließ er gestern offen. Koren kam als "Troubleshooter" in die ÖVAG, die sich mit der Osteuropa-Expansion und dem Kauf von Investkredit und Kommunalkredit deutlich übernommen hatte.

Die künftige Bad Bank wird nun noch die Volksbank Rumänien zu verkaufen haben, die heuer ein tiefes Loch in die Bilanz der ÖVAG reißt. Der Abbau selbst wird noch zahlreiche Jobs kosten. Derzeit hat die ÖVAG 650 Mitarbeiter. Wie viele von den Volksbanken übernommen werden, hängt auch davon ab, welche Leistungen die Volksbanken künftig zentral organisieren wollen. Schon bisher hat die ÖVAG 700 Jobs abgebaut.