Wie umgehen mit Frau Rosenkranz? "Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden oder, sich waffnend gegen eine See von Plagen, durch Widerstand sie enden?" Also quält sich Hamlet, hin- und hergerissen zwischen Resignation und Tatkraft, in Shakespeares gleichnamigem Drama.
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Österreichs Medien sehen sich durch die Kandidatur der FPÖ-Frontfrau für das höchste Amt im Staat offensichtlich vor die gleiche Frage gestellt. Doch anders als der Dänen-Prinz haben sie sich nicht lange mit Zögern und Zaudern aufgehalten. Die Fronten waren vielmehr von Beginn an klar abgesteckt: Auf der einen Seite die mit Abstand größte Tageszeitung des Landes, die eine klare Wahlempfehlung für Barbara Rosenkranz als Redaktionslinie ausgegeben hat; auf der anderen Seite praktisch alle anderen Medien, die mit geballter Wucht gegen das seltsame Geschichtsverständnis der zehnfachen Mutter anschreiben.
Neu ist das alles nicht - weder die Positionen von Frau Rosenkranz noch die Empörungsspirale, in die sich die mediale Öffentlichkeit begeben hat. So war es zuvor schon bei Jörg Haider, später dann bei Heinz-Christian Strache, nun bei Martin Graf und eben auch Rosenkranz.
Der Trick dabei ist immer derselbe und er funktioniert bei Österreichs einschlägig konditionierter politischer Öffentlichkeit nahezu perfekt: Die einen verstoßen mit Lust und kalkulierter Absicht gegen etablierte Tabus, die anderen laufen dagegen Sturm, woraufhin die Provokateure noch ein Schäuferl nachlegen, was die anderen zu publizistischen Großtaten im Sinne eines "Wehret den Anfängen" motiviert. Und das Beste ist: Das Ganze lässt sich aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte beliebig oft wiederholen.
Geschadet hat all dies nicht der FPÖ, sondern den etablierten politischen Parteien. Vielleicht ist es deshalb an der Zeit, sich neue Strategien im Umgang mit der FPÖ zu überlegen - politisch und medial. SPÖ und ÖVP könnten es etwa beispielsweise einmal mit einer konzeptionell schlüssigen Politik versuchen, die sich an den realen Problemen des Landes orientiert. Dann hätten auch die Zeitungen Vernünftigeres zu schreiben.