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Das Feindbild Kleinwasserkraft

Von Patrick Horvath

Gastkommentare

Die Umweltschützer haben ein neues Feindbild entdeckt: die Kleinwasserkraft. So trug eine Presseaussendung des WWF den Titel "Kleinwasserkraft überflutet Oberösterreich", kritisierte die Landesförderung zu deren Ausbau und forderte den Schutz von Flusslandschaften ein: "Auch die Kleinwasserkraft wirkt sich großflächig und deshalb negativ auf das Flussadernetz aus." Der Umweltdachverband äußerte sich ähnlich.


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Diese neue Betrachtungsweise ist umso erstaunlicher, da Kleinwasserkraft bis dato als besonders ökologisch galt. Noch im Energieprogramm der Grünen vom Juli 2006 galt sie als wesentlicher Bestandteil der "Grünen Energiewende", wurde in einem Atemzug mit Sonne, Wind und Biomasse als "erneuerbare Energie" genannt, als wesentlicher Eckpfeiler einer zukunftsweisenden dezentralen Energieversorgung Österreichs. Doch jetzt, wo die Politik mit dem Ausbau tatsächlich Ernst macht, regen sich bedeutende gesellschaftliche Widerstände gegen eben diese Ansicht, vor allem aus der Ökoszene selbst.

Ein ähnliches Phänomen ist in Deutschland bei der einst vielgelobten Windenergie zu beobachten: Deren massiver Aufbau rief mittlerweile im ganzen Land massenhaft Öko-Plattformen und Bürgerinitiativen auf den Plan - ein umfassendes Bild bietet etwa die aufschlussreiche Internetseite www.windkraftgegner.de.

Konflikte sind in der heutigen pluralistischen Gesellschaft offensichtlich unvermeidlich, wenn man den Ausbau von Energieträgern, welchen auch immer, voranbringen will, und müssen wohl - um der Sache willen - vom politischen System durchgestanden werden. Trotz der Erinnerung an die Konflikte um Zwentendorf und Hainburg, die in Österreich nach durchgängiger Expertenmeinung vor allem eines bewirkten: die seit damals bestehende Schwierigkeit bis Unmöglichkeit, Energieinfrastruktur zu realisieren. Diese ist aber gerade in der Krise und zur Sicherung unseres künftigen Wohlstandes dringend nötig.

Der Ausbau der Wasserkraft in einem so wasserreichen Land wie Österreich könnte einige Probleme mildern, etwa die Importabhängigkeit von Energie, und auch zur Belebung der Wirtschaft in schwierigen Zeiten beitragen. Deshalb gibt es keine rationale Alternative zum "Masterplan Wasserkraft" von Regierung und Sozialpartnern. Wasserkraft ist eine in Hinblick auf Emissionen völlig saubere und zudem natürlich erneuerbare Energie. Nicht nur in einer ökonomischen, auch in einer ökologischen Gesamtrechnung wiegen ihre Vorteile die punktuell notwendigen Eingriffe in die Flusslandschaften - größtenteils ohnehin Kulturlandschaften - bei weitem auf.

Freilich, in einem haben die neuen Kritiker Recht. Es war schon immer eine populistische Scheinlösung, eine angeblich "gute" Kleinwasserkraft gegen eine angeblich "böse" Großwasserkraft auszuspielen. Wobei die seit Hainburg verleumdete Großwasserkraft im internationalen Maßstab eigentlich nur "mittelgroß" ist.

Dr. Patrick Horvath ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der "Arbeitsgemeinschaft für wissenschaftliche Wirtschaftspolitik".