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Das Fernsehen im Vorruhestand

Von Bernhard Baumgartner

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Das Fernsehen hat derzeit Sendepause. Denn wer etwas anderes als die laufende Fußball-WM sehen will, der braucht in den Augen der Programmmacher mehr Hilfe, als das Fernsehen ihm geben kann.


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Das soll jetzt kein Lamento über sportliche Großereignisse im TV werden. Es ist nur eine kurze Zusammenfassung einer nüchternen Analyse der Alternativen, die zum Fußball im Fernsehen auf dem Markt sind. Am Mittwoch schickte ATV die alte und gleichzeitig üble Schnulze "Gelegenheit macht Liebe" ins Rennen. Das kommt just an dem Abend, wenn Deutschland gegen Ghana rauszufliegen droht, einer Selbstaufgabe gleich. Auch Pro7 setzte auf Schmachtfetzen: "Step up" - übler Kerl muss zur Sozialarbeit im Ballettstudio und trifft dort auf die Ballerina seines Lebens.. . Noch schlimmer 3sat: Dort jagte man allen Ernstes die Wiederholung der schon 1986 wenig begeisternden Serie "Kir Royal" über den Sender. Sogar arte ließ uns diesmal im Stich und grub ganz tief in einer Kiste im letzten Winkel des Filmarchivs. Der Zufallsfund: "Grace Kelly heiratet Fürst Rainier von Monaco" aus dem Jahr 1956. Das Ganze auch noch frech zu einer Reihe namens "Filmschätze" zusammenzuzimmern kann man nur mehr aufgrund des immanenten Zynismus durchgehen lassen. Passend zur Fußball-WM auch das Programm im Theaterkanal: Man gibt die "Götterdämmerung".

Bleibt also doch nur Fußball. Nachdem es die diversen Sender nun mehr oder weniger geschafft haben, das Dauergebrumme der Vuvuzelas technisch zu zähmen, bliebe nur mehr ein Ärgernis, das man am besten ganz rasch herausfiltert: den Kommentar. Dann schon lieber ekstatisches Getröte.