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Das Fernsehen und der Fake

Von Bernhard Baumgartner

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Eine Woche ist die Entscheidung, welche Band für Österreich beim Song Contest antritt, nun her, und die Wogen der Empörung des Publikums darüber, dass das "internationale Voting" zum ORF-Beitrag nicht das war, was es zu sein schien (nämlich live und durch echte Jurymitglieder präsentiert), will noch immer nicht abebben. Es war inszeniert mit Statisten, die nur so taten, als würden sie die internationale Jury ihres Landes vertreten.

Dass nun manche fragen, wie denn dann die Authentizität des ganzen Votings zu beurteilen sei, wenn schon dessen Verkündung ein Fake war, ist eine direkte Folge davon. Es wirft nämlich ein fragwürdiges Licht auf alle Votings im Fernsehen, wenn man nachgewiesen bekommt, dass ein Teil davon nicht authentisch ist. Dazu muss man natürlich anmerken, dass man nur schwer kritisieren kann, dass ein Teil der Show inszeniert war, weil ja die Show als ganze inszeniert war - so wie alles, was im Fernsehen zu sehen ist. Das ist das große Missverständnis: Im Fernsehen ist nie etwas Zufall, Fernsehen ist minutiös geplant und geprobt, keine Show ist spontan, alles ist vorherbestimmt. Klar, dass da bei manchem kritischen Geist der Verdacht keimt, dass man für 50 Cent pro Anruf noch so viel voten könne, das Ergebnis sei eben sozusagen naturgemäß immer auch das, das der Sender wollte. Da kann man noch so viele Notare auftreten lassen, die Kuverts übergeben, (was tun die - SMS nachzählen?) es wird auch nicht solider, wenn man einmal das Vertrauen des Publikums nicht mehr hat. Ein Lapsus wie der des ORF ist da gerade im Jahr des Song Contests wenig hilfreich.