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Da sage noch einmal einer, die Europa League wäre gegenüber der Champions League unterbelichtet. Spätestens mit dem Verzicht Arsenals auf Henrich Mchitarjan für das Finale gegen Chelsea am 29. Mai in Baku ist der zweitwichtigste Klubbewerb in aller Munde - freilich in anderer Hinsicht, als die Uefa sich das vorgestellt hat. "Aus Sicherheitsbedenken" werde Mchitarjan nicht teilnehmen, hieß es von Arsenal, das damit den Konflikt zwischen Armenien - der Heimat des Offensivspielers - und dem Austragungsland Aserbaidschan um Bergkarabach in den Blickpunkt rückte.
Wie gefährlich es für Mchitarjan tatsächlich wäre, ist schwierig zu bewerten. Fast noch schwieriger scheint es derzeit, in jeder Hinsicht unzweifelhafte Austragungsorte zu finden. (Auch Wien drängt sich ganz abgesehen von dem Bild, das Österreich seit einigen Tagen abgibt, schon aufgrund der Stadionsituation nicht gerade auf.)
Im Falle Bakus sprechen aber noch andere Gründe dagegen: die Anreise- und Transportlogistik etwa, die zu der absurden, wenngleich so nicht absehbaren, Situation führt, dass maximal 12.000 englische Fans das englische Finale verfolgen können. Oder die Menschenrechtssituation. Doch die spielt bei den Vergabekriterien bekanntermaßen keine Rolle, schließlich solle man, so die beliebte Argumentation, Politik und Sport nur ja nicht mischen.
Doch mit dieser Rhetorik schießt sich die Uefa ein Eigentor. Denn - wie alle Sportorganisationen - vermag sie mehr Politik zu betreiben, als einzelne Sportler oder Klubs das zustande bringen. Ein wichtiger Uefa-Großsponsor etwa ist Socar, ein aserbaidschanisches Energieunternehmen. Das an sich wäre noch nicht verwerflich. Die Mahnungen an einzelne, die - ob berechtigt oder nicht - um ihre Sicherheit fürchten, den Sport nicht zu missbrauchen, sind aber geradezu lächerlich.