CDS-Versicherungen müssen noch nicht ausbezahlt werden - "Kein Kreditausfall".
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Athen. Das befürchtete Finanzchaos rund um griechische Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, siehe Wissen) ist zwar noch nicht vom Tisch, aber zumindest verschoben. Das zuständige Gremium, der Kreditderivate-Verband ISDA, gab am Donnerstag sein Urteil zu zwei Investorenanfragen rund um den freiwilligen Schuldenschnitt bei griechischen Staatsanleihen bekannt.
Demnach sieht die ISDA im Moment noch keine Sachlage, die ein "Kreditereignis" darstellen würde. Dieses würde eintreten, wenn es einen Zahlungsausfall gibt oder ein Schuldner nachträglich die Verträge zu Ungunsten der Gläubiger verändert. Bei Griechenland wurde freilich penibel geachtet, den Schuldenschnitt als "freiwillig" darzustellen, damit kein Kreditereignis eintritt. Die Konsequenz wäre nämlich, dass die CDS ausbezahlt werden müssten - und in diesem Fall befürchten viele ein globales Finanzchaos, das die Lehman-Pleite 2008 in den Schatten stellen könnte.
Die ISDA entschied nun, dass noch kein Kreditereignis vorliegt - weder durch die Bevorzugung der griechischen Anleihen im Besitz der Europäischen Zentralbank und der Notenbanken, noch durch die Übereinkunft über den freiwilligen Schuldenschnitt und Anleihentausch. Diese Entscheidung wurde von den 15 abstimmenden Großbanken und Hedgefonds einstimmig getroffen.
Allerdings sei damit die weitere Entwicklung nicht präjudiziert. Experten gehen davon aus, dass ein Kreditereignis und CDS-Zahlungsfall eintreten würde, wenn nicht genügend private Gläubiger am freiwilligen Anleihentausch teilnehmen und die Regierung in Athen die Verweigerer gesetzlich dazu zwingen müsste.
Wissen: CDS
Kreditausfallversicherungen (englisch: Credit Default Swaps) wurden eigentlich zur Absicherung gegen Risiken entwickelt, dann aber immer öfter zur Spekulation eingesetzt. Da der Markt in der Vergangenheit unreguliert war, weiß niemand mit absoluter Sicherheit, wer wie viele und welche Positionen hält. Rund um Griechenland wurden Absicherungsverträge zum Nominalwert von geschätzten 70 Milliarden Euro gehandelt. Netto – also alle Verkaufs- und Kaufspositionen gegengerechnet – sollen laut der US-Abwicklungsstelle DTCC nur etwa 2,8 Milliarden Euro übrig bleiben. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei einem CDS-Zahlungsfall einzelne Institute umfallen könnten. Vermutlich würden bereits Spekulationen, dass ein großer Finanzplayer wackeln könnte, reichen, um größere Panik im Markt zu verursachen.