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Zwei Meldungen, die sich wohl kaum heftiger widersprechen können. Einerseits startet die Investorensuche des ORF für den Neubau der Erweiterung des ORF-Zentrums am Küniglberg. Seit langem ist fix, dass das ORF-Radio von zwei Standorten in Wien auf den Küniglberg übersiedeln soll. 300 Millionen Euro sind gesucht, man will das Geld über eine Anleihe aufnehmen. Ein gutes Rating und billiges Geld sprechen dafür, obwohl die Summe für den ORF mit seinen Einnahmen an der Milliardengrenze nicht besonders groß ist. Auf der anderen eine Meldung aus der Parallelwelt: eine Veranstaltung im Funkhaus. Künstler, Literaten, Veteranen protestieren dagegen, dass das Funkhaus aufgegeben wird. Ein Bildband preist das "Architekturjuwel", das zur Zeit des Austrofaschismus für ein Radio gebaut wurde, das es heute zum Glück längst nicht mehr gibt. Natürlich ist es jedermanns gutes Recht, sich für den Verbleib des Radios im Funkhaus starkzumachen. Interessant ist, dass jene am lautesten weinen, die dort entweder nicht (mehr) arbeiten müssen oder die der Umzug gar nicht mehr betreffen wird. Zudem wird immer so getan, als wolle man das denkmalgeschützte Haus abreißen, wovon keine Rede sein kann. Eine Nachnutzung als Hotel bewahrt die Geschichte des Hauses genauso. Man kann nicht so tun, als würde Radio heute noch so gemacht werden wie vor Jahrzehnten. Manche würden wohl gerne das Radio als Ganzes unter Denkmalschutz stellen, damit sich ja nichts ändert. Das kann nur falsch sein. Wer nicht verkümmern will, muss sich ab und zu bewegen.