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Das gefährliche HDL

Von Christina Böck

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Kaum sind die deutschsprachigen Worte des Jahres gekürt, gibt es schon wieder Grund zum Motschkern. Aber nicht die Wahl von "situationselastisch" (Wort des Jahres Österreich), "Läuft bei dir" (Jugendwort des Jahres Deutschland) oder "Hashtag" (Wort des Jahres Schweiz) erzürnt den deutschen Rechtschreib-Guru Hans Zehetmair. Sein Rundumschlag ist ein weitreichenderer und grundsätzlicherer.

Der bayerische Ex-Kultusminister ist nämlich der Meinung: "Sprache ist verkommen." Was heißt das nun? Legt die deutsche Sprache die Füße auf den Tisch, grüßt nicht, wenn sie einen Raum betritt, oder rülpst laut, wenn sie mit dem Essen fertig ist?

Nein, Zehetmair - er ist Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung - bemängelt: "Sprache ist zu sehr dem Konsum gewichen, der Passivität, und ist zu wenig schöpferisch." Außerdem beklagte er, dass die Sprache immer oberflächlicher werde: "Das halte ich für eine gefährliche Entwicklung. Wenn man HDL schreibt statt ,Hab dich lieb‘, dann ist das simplifiziert."

Ein bisschen simpel ist aber auch seine Empfehlung, die er schließlich gibt: Man solle doch ab und zu einmal einen Brief schreiben.

Zehetmairs Bemühungen in Ehren, aber es gibt genauso sprachlich verluderte Briefe, wie es brillant formulierte SMS gibt. Außerdem kann man bei den vielverwendeten Abkürzungen von LG bis LOL nicht behaupten, dass die Kreativität leidet. Immerhin kann man auf die schönsten Lösungen kommen, wenn man nicht weiß, was HDL wirklich heißt. Von "Hebt die Laune" über "Halt die Laute" bis "Haltet den Lumpen!" ist da vieles drin.