Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Sprache ist ein Herrschaftsinstrument, sagt man. Sie kann aber auch ein beherrschtes Instrument sein - oder ein bedrängtes. Wie das österreichische Deutsch. Dass es weit weniger Nutzer als sein bundesdeutsches Pendant hat, ist nicht so sehr das Problem. Der Grund für das Ende der einst friedlichen Koexistenz liegt in den Massenmedien. Beispiel: Weil es deutschen Süßwarenproduzenten (verständlicherweise) zu blöd ist, ihre Werbespots für Österreich neu synchronisieren zu lassen, kauft jetzt auch unsereins den Keks (der hier früher ein es war).
Nun sind solche Beispiele freilich Pedanterie. Was einem, bundesdeutsch gesagt, aber schon auf den Keks gehen kann, ist der Import plumper Phrasen. Und nachdem uns die Nullerjahre das denglische "Sinnmachen" ins Land gebracht haben (einst schlicht: Sinn haben), kriecht jetzt womöglich ein neuer Floskelohrwurm heran. Name: "Das geht gar nicht." Die vier Wörter bedeuten hier aber nicht, dass etwas nicht klappt, sondern dass es nicht angeht. Sie stempeln also etwas zum Unding; und weil sie das längst auch im deutschen TV tun, wäre die kritische Masse für den Export erreicht.
Und voilà - jüngst sieht der Autor dieser Zeilen dann tatsächlich ein Beispiel. Nicht ganz unvorbereitet, immerhin. Dass sich der Satz, affichiert im Wiener MQ, ausgerechnet an Kinder wendet ("Langeweile geht gar nicht!"), ist aber schon bitter. Liebe Leute, könnten wir nicht bitte für eine Phrasenimportrunde aussetzen? Oder uns, wenn schon, dann auf ältere Ideen des deutschen Nachbarn besinnen? Wie herrlich skurril konnte der doch früher in Momenten höchster Verblüffung sein: "Ich glaub, mein Hamster bohnert!"