Nicht jeder will Kinder als Mütter, jugendliche Säufer, Dicke beim Wetthungern oder Schönheits-OP-Opfer im TV erleben. Deutsche Regionalsender wie SWR bieten zum Glück regelmäßig Alternativen zur Sozialporno-Inflation der Privatkonkurrenz. Die Doku-Reihe "betrifft" behandelte am Mittwoch ein echtes Problem vieler Menschen: schlechten Schlaf durch falsche Matratzen. Sieben Stunden und 14 Minuten verbringen wir im Schnitt täglich im Bett, also fast ein Drittel unseres Lebens. Dennoch ist auch der Matratzenkauf längst Tummelplatz von Diskontern geworden, die vermeintliche "Schnäppchen" anpreisen. Das Testkäufer-Paar sah sich im Angebots-Dschungel eines solchen Grossisten um und wusste danach nur, dass es so ziemlich alles um ziemlich jeden Preis gibt, von 39,90 bis zu 1240 Euro pro Einzelmatratze, von Kaltschaum mit Visko-Schaum bis Sieben-Zonen-Federkern. Dazu Werbeflut ohne echten Informationsgehalt.
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Ein aktueller Matratzentest der "Stiftung Warentest", der auch teuren Stücken vielfach ein schlechtes Zeugnis ausstellte, erhöhte die Spannung. Ein Verkäufer gab schließlich zu, dass Preise oft mehr mit Handelsprovision als tatsächlichem Produktwert zu tun hätten, womit sich auch Preisnachlässe von bis zu 150 Prozent für manche Posten erklären. Man bringe so letztlich jeden Ladenhüter an, auch wenn ein Gutteil der Kunden darauf schlecht schlafe und womöglich krank werde. Das Testpaar fand sein Glück im Fachgeschäft mit kompetenter Beratung, wo Lattenrost und Matratze stolze 1600 Euro pro Person kosteten. Zu viel? In zehn Jahren sind das weniger als 13 Euro monatlich für guten Schlaf. Der Durchschnittsdeutsche wechselt seine Matratzen ohnehin nur alle 15 Jahre.