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Das Geschäft mit dem Schrott

Von Bernd Vasari

Wirtschaft
© Getty Images

Die Energiewende verschlingt Rohstoffe, die Europa kaum abbaut. Die österreichische Online-Handelsplattform Secontrade setzt daher auf recycelte Rohstoffe. Mit Erfolg.


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Fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle sollen der Vergangenheit angehören, damit der Klimawandel gestoppt wird. So sieht es der europäische Green Deal vor, so sollen die Pariser Klimaziele erreicht werden. Die Zukunft sind daher erneuerbare Energien. Europa setzt auf Sonne, Wasser und Wind. Der Plan hat jedoch einen Haken: Für die Fotovoltaikmodule der Sonnenenergie, die Batterien der E-Autos und die Magneten der Windräder sind eine Menge Metalle, wie etwa Seltene Erden, Kobalt und Niob, notwendig.

Es sind Rohstoffe, die nicht in Europa abgebaut werden, sondern hauptsächlich in China, in der DR Kongo und in Brasilien. Damit ist Europa abhängig. Aber das ist nicht das einzige Problem. Die Verfahren des Rohstoffabbaus sind auch sehr schädlich für die Umwelt.

Es gibt jedoch eine Möglichkeit, die Abhängigkeit zu verringern und dabei die Umwelt zu schonen: Recycling.

Derzeit könne zwar nur ein Bruchteil der Rohstoffe wiederverwertet werden, wie Frank Melcher, oberster Geologe an der Montanuni Leoben, zuletzt in der "Wiener Zeitung" erklärte. Aber immerhin. Bei Metallen wie Eisen, Kupfer und Aluminium gibt es bereits gute Möglichkeiten, um sie als recycelte Sekundär-Rohstoffe erneut einzusetzen.

26.400 Tonnen Sekundär-Rohstoffe

Brigitte Reich, Geschäftsführerin von Secontrade bestätigt das. Vor drei Jahren gründete sie die Online-Handelsplattform, mit dem Ziel, die Kreislaufwirtschaft zu beleben. Seither wurden über Secontrade 26.400 Tonnen Sekundär-Rohstoffe von 200 Nutzerinnen und Nutzern aus 23 Ländern gehandelt. Tagtäglich können rund um die Uhr Rohstoffe, die etwa aus Altgeräten, Altmetallen und Kunststoffabfällen gewonnen werden, von Recyclingbetrieben, Rohstoffhändlern oder Stahlwerken gekauft und verkauft werden.

"Durch die Wiederverwertung jeder Tonne Stahl- und Eisenschrott wird der Abbau von 1,5 Tonnen Eisenerz, der ohnehin immer schwieriger wird, vermieden", sagt sie. Darüber hinaus würde eine Tonne wiederverwerteter Stahlschrott die gleiche Menge an CO2 einsparen.

Der Kreislauf bei Stahlschrott ist laut Reich heute so gut wie geschlossen, aber auch andere Materialien wie Aluminium und Legierungen können mit den heutigen Verfahren nahezu ohne jeglichen Qualitätsverlust umgeschmolzen und neu gegossen werden. "Gerade Stahlschrott ist ein Paradebeispiel für die verlustfreie Wiederverwertung. Durch das Schließen von Versorgungslücken stabilisieren sich die Preise auf dem Markt, da der dafür notwendige Rohstoff langsamer verknappt und somit weniger schnell teurer wird."

Je mehr Rohstoffe jedoch verwertet werden, desto komplexer wird der Prozess der Entsorgung. Die Recyclinganlage der UFH RE-cycling GmbH im niederösterreichischen Kematen an der Ybbs verarbeitet etwa Kühlschränke zu Eisenschredder.

Fachkräfte fehlen

Das Recycling und Rückführen von wichtigen knappen Rohstoffen stieg in den vergangenen Jahren, sagt Robert Töscher, Geschäftsführer der UFH-Gruppe. "Das ist einerseits sehr erfreulich, weil heute im Vergleich zur Vergangenheit viele Materialien wiederaufbereitet werden und somit auch mehr wertvolle Rohstoffe vor dem Abbau geschützt werden. Gleichzeitig steigen dadurch aber auch die Anforderungen an Recyclingbetriebe." Es brauche daher vermehrt gut ausgebildetes Fachpersonal in der Recycling-Industrie, um mit den Anforderungen Schritt zu halten.

Das war nicht immer so, erinnert sich Reich. "Der Abfallmarkt ist ein behäbiger Markt, sehr traditionell, sehr auf persönliche Kontakte und bestehende Beziehungen ausgerichtet." Denn Recycling ist eine Vertrauensfrage. "Je nachdem, wie gut das Produkt recycelt wurde, ist dann die Qualität. Da spielt für die Unternehmen ein gewisses Risiko mit, ob der Sekundär-Rohstoff tatsächlich so gut ist, um ihn einzusetzen."

Für mehr Sicherheit könnten Qualitätskriterien sorgen. Da müsste die Politik auf nationaler Ebene aber noch aktiv werden, fordert sie.

Den Plan der EU für die Schaffung eines EU-Recycling-Labels sieht sie hingegen positiv. Auch die Chemikalienstrategie der EU-Kommission sei ein Schritt in die richtige Richtung. Demnach müssen neue Produkte so designt werden, dass sie am Ende einfach wiederverwertet werden können.

Mit einem europäischen Mascherl würde der Wert an Sekundär-Rohstoffen zunehmen. Das würde die Abhängigkeit Europas verringern und wäre gut für die Umwelt.