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Das Geschäft mit der Entrüstung

Von Christina Böck

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Wer zur Gattung der schnell Entrüsteten gehört, musste diese Woche wahrscheinlich ein paar Extra-Blutdrucktabletten nehmen. Rassistisches Blackfacing allerorts. Eine renommierte Schriftstellerin macht mit ihrer Einstellung zu künstlicher Befruchtung fassungslos. Das Funkhaus wird sterben! Die neue Dancing Stars-Staffel - fast ausschließlich mit der Verwandtschaft von ORF-Prominenten bestückt - startet. Man kam aus dem Ärgern gar nicht mehr heraus!

Eins hat diese Woche aber auch gezeigt: Man kann alles zu Geld machen. Auch die Empörungslust, die vor allem auf sozialen Medien wie Twitter verbreitet ist. Da gab es ja dieses Oscar-Selfie. Moderatorin Ellen DeGeneres versammelte eine Handvoll Topliga-Hollywoodstars vor ihrem Handy. Das gar nicht ihres war. Sondern ein von Samsung geborgtes. In der TV-Show sah man das Logo, auf dem Foto, das mittlerweile von deutlich mehr Menschen gesehen wurde als die Show selbst, nicht. Aufgebrachte Menschen ließen auf Twitter aber alle, die es noch nicht wussten, sehr entrüstet wissen, dass es sich hier um Product Placement von Samsung handelt. Dort hat man sich wahrscheinlich ein Flascherl aufgemacht.

Weniger zu feiern hatte Kim Novak. Sie trat bei den Oscars mit massiv geliftetem Gesicht auf. Daraufhin erschienen allerlei Mitgefühl heuchelnde Blogkommentare darüber, wie brutal es ist, in Hollywood zu altern. Wobei aber immer auf die alte Frau hingehackt wurde. Aber seltsamerweise nicht auf den mindestens ebenso veroperierten John Travolta. Das nur noch zum Frauentag. Apropos aufregen.