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Das Geschenk von der Erni-Tant’

Von Edwin Baumgartner

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Wer von der Erni-Tant’ ein Geschenk bekommt, zuckt sowieso gleich zusammen. Die Erni-Tant’ lässt die Sachen von ihrem Mann kaufen, und kaum hat sie sie, schenkt sie sie weiter. Jüngst zum Beispiel die Keramikkatze aus Casamicciola auf Ischia: Der Künstler hat mit ihr eine Wette gewonnen. Er hat nämlich mit dem Pizzaiolo um sechs Flaschen Epomeo-Wein gewettet, dass selbst der verunglückteste Kitsch noch einen Käufer, und zwar einen deutschsprachigen, finden wird.

Dann hat die Erni-Tant’ die Katze weitergeschenkt, aber nicht einfach so. In der ganzen Wohnung hat sie nach einem Platz gesucht, wo jeder das Prachtstück sehen kann. Gerade das haben die Hilde und ihr Mann, der Helmuth, aber vermeiden wollen. Nach einem keramikkatzenbedingten Familienkrach steht das Terrakotta-Tier jetzt auf der Wohnzimmer-Kredenz, weil, sagt die Hilde, da die Hoffnung besteht, dass die Murka, die Fleisch-und-Blut-Katze, sie hinunterpratzelt. Und der Helmuth stöhnt, so ein Geschenk sei gar kein Geschenk, sondern eine Zumutung mit dem einzigen Zweck, dass sich die Erni-Tant’ täglich in Erinnerung bringt.

Der US-Künstler Jeff Koons hat der Stadt Paris eine Riesenskulptur geschenkt, die eine Hand mit einem Blumenstrauß darstellt. Die Herstellungskosten (mehr als drei Millionen Euro) tragen französische und amerikanische Mäzene. Koons war mit mehreren zur Aufstellung angebotenen Orten unzufrieden. Jetzt kommt die Skulptur in den Park des Pariser Kunstmuseums im Petit Palais.