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Das Gfrett mit den slawischen Sprachen

Von Edwin Baumgartner

Kommentare
"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

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Es ist ein Gfrett! Da will man als g’standener Wiener seinem Unmut über den Wladimir Putin freien Lauf lassen, in der Straßenbahnlinie 5, Beiwagen, und dann das!

Ein Paar mittleren Alters also unterhält sich, eh schon eine Frechheit sondergleichen, in seiner Muttersprache. Ein Herr, umfangreicher Backhendlfriedhof, umweht von Eau d’Ottakring, hört das und analysiert den beiden die derzeitige Weltlage: "Ös Scheißrussn, ös, schauts, dass vaschwindts in eia Scheißrusslaund." Beifällig nicken andere Fahrgäste. Golden ist das Wiener Herz.

Aber ein Gfrett ist es halt mit den slawischen Sprachen. Die klingen alle irgendwie ähnlich für den Ahnungslosen, vor allem, wenn das Eau d’Ottakring auch innere Anwendung fand. Russisch und Ukrainisch - kaum zu unterscheiden. Bulgarisch? - Was noch, bitte! Slowakisch hat man vom Samstag-Ausflug nach Bratislava im Ohr, das klingt eh wie Tschechisch. Aber Serbisch? Polnisch?

Es ist ein Gfrett, es ist ein Gfrett.

Muss man am End’ jetzt Russisch lernen, nur weil man die Russen zuerst als Russen erkennen muss, ehe man ihnen die Meinung sagt? Bringt ja nichts, wenn man einem Slowenen schafft, er soll sich nach Russland scheren. Sprachkurs statt Schnitzelessen?

Ein Gfrett, ein Gfrett!

Dazu diese blöden Unterscheidungen, weil nicht einmal jeder Russe für den Putin ist.

Hirnwütig möcht’ man werden!

Die beiden für Russen Gehaltenen waren übrigens Rumänen. Und Rumänisch ist nicht einmal eine slawische Sprache.

Kurz: ein Gfrett.