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Das Gfrett mit den Umweltaltlasten

Von Karl Leban

Wirtschaft

Acht Sanierungen hat der Steuerzahler derzeit noch am Hals. | Beseitigen von gefährlichem Abfall kostet Staat mehrere hundert Millionen. | Wien. Umweltschäden professionell zu beseitigen ist teuer. Davon weiß das Umweltbundesamt ein Lied zu singen. Nach seinen Berechnungen kostet das Sanieren aller noch vorhandenen Altlasten in Österreich 5 bis 10 Milliarden Euro. Der Bund muss dabei mehrere hundert Millionen Euro nolens volens selber stemmen. Der Grund: Die Umweltsünder sind für die Behörden nicht mehr greifbar.


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Bei Altlasten handelt es sich um durch giftigen Abfall verunreinigte Flächen. Ist durch kontaminierte Böden die Umwelt und die Gesundheit von Menschen in Gefahr und kann der Verursacher nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden, tritt die Bundesaltlastensanierungsgesellschaft (Balsa) auf den Plan. Sie führt die Sanierungsmaßnahmen für den Bund durch - auf Kosten des Steuerzahlers.

Als 100-prozentige Tochter des Umweltbundesamts im November 2004 gegründet, hat die Balsa bisher 14 Sanierungen mit einem Volumen von insgesamt bis zu 450 Millionen Euro übernommen. Sechs davon sind mittlerweile zur Gänze abgeschlossen (darunter auch die Fischer-Deponie in Theresienfeld bei Wiener Neustadt, wo von 1972 bis 1987 in skandalöser Weise Müll ohne Abdichtungen abgelagert worden war und so eine Verseuchung des Grundwassers gedroht hatte).

Spezialisten am Werk

Bei der Sanierung der verunreinigten Liegenschaften ist die Balsa federführend für die Planung und Steuerung der jeweiligen Projekte zuständig.

"In der Gesellschaft arbeitet ein achtköpfiges Spezialisten-Team aus den Fachbereichen Umwelt- und Bautechnik, Abfallwirtschaft sowie Vergabe- und Umweltrecht", erklärt Balsa-Experte Michael Haslehner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Bei der Umsetzung der Sanierungsprojekte tritt die Balsa als Auftraggeber auf. Vergeben werden die vorher EU-weit ausgeschriebenen Aufträge vor allem an hochspezialisierte Bau- und Umwelttechnik-Firmen.

Derzeit hat die Balsa, die wiederum im Auftrag von Verwaltungsbehörden tätig wird, noch acht Sanierungsprojekte abzuarbeiten. Davon laufen allein fünf teils sehr langwierige Projekte in Niederösterreich (Details siehe Infokasten).

Größerer Aktionsradius

Laut Haslehner will die Balsa den bisherigen Aktionsradius künftig um zusätzliche Tätigkeiten erweitern. So ist geplant, auch Konzepte zur Nachnutzung sanierter Flächen zu entwickeln (etwa für die Ansiedelung von Betrieben oder für Sonnenkollektoren). Haslehner: "Die sanierten Flächen sollen nicht brachliegen."

Darüber hinaus will sich die Balsa in Zukunft auch damit beschäftigen, wie bei der Herstellung der Sanierungssysteme Methoden zur Nutzung erneuerbarer Energie (zum Beispiel Geothermie) umgesetzt werden können.

Seit kurzem ist die Balsa auch in der Unternehmensberatung tätig. Dabei geht es um spezielle Umweltfragen für die jeweiligen Firmenstandorte.

Laufende Projekte

* Aluminiumschlackendeponie Berger (NÖ): Aufgearbeitet werden Abfälle aus Holz- und Textilindustrie der Firma Almeta.

* Tuttendorfer Breite (NÖ): Der Grund wird von Mineralöl gereinigt, das im Zweiten Weltkrieg durch Bombardierungen der Raffinerie ins Grundwasser gesickert ist.

* Betongrubenfelder (NÖ): Aufarbeitung des Untergrundes, der durch Bauschutt, Hausmüll und Fässer unterschiedlichen Inhaltes verunreinigt ist.

*Parkplatz Brevillier

Urban **(NÖ): Aufgearbeitet werden Produktionsabfälle eines ehemaligen Metall verarbeitenden Betriebes.

* Tanklager Mare (NÖ): Der Untergrund wird von Mineralöl bereinigt.

* Teerfabrik Lederer-Mellitzer (Stmk.): Teer reste im Grundwasser werden aufgearbeitet.

* Holzmüllerstraße (OÖ): Im ehemaligen Zwischenlager für Altmetall, Haus- und Sperrmüll werden Boden und Grundwasser von Resten gereinigt.

* Dachpappenfabrik Rum (Tirol): Der Boden wird von Teerprodukten der ehemals dort platzierten Steinkohleteeröldestillation gereinigt.