Eine Fusion der NYSE mit Euronext wäre erst der Anfang. | Schon seit Jahren gibt es Experten, die eine Konsolidierung auf dem Börsensektor vorhersagen. Die Rede war immer davon, dass es in absehbarer Zukunft nur noch eine einzige europäische Börse anstelle der nationalen Börsen geben wird. Ganz mutige prophezeien sogar, dass es bald nur noch einen globalen Börsenplatz, eine "Weltbörse" geben wird.
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Ob es dazu kommt, lässt sich heute noch nicht beurteilen. Allerdings scheinen die Bemühungen der Beteiligten, Zusammenschlüsse zu erreichen, heute realistischer als noch im Vorjahr. Damals hatte die Deutsche Börse versucht, die London Stock Exchange (LSE) zu übernehmen. Der Versuch scheiterte am Widerstand der Aktionäre der Deutschen Börse und führte letztlich zum Rücktritt von Vorstandschef Werner Seifert und Aufsichtsratspräsident Rolf Breuer.
Nasdaq gab Startschuss
Die laufende Runde im Börsen-Fusions-Poker hat nicht die NYSE (New York Stock Exchange) mit ihrem jetzigen Angebot für Euronext eingeleitet, sondern ihre Konkurrentin Nasdaq vor knapp einem Monat. Am 11. April hat die Nasdaq 15 Prozent an der LSE erworben und ein Übernahmeangebot abgegeben. Die Londoner reagierten mit britischer Zurückhaltung und lehnten das Angebot ab. Mittlerweile hat die Nasdaq ihren Anteil an der LSE auf 25 Prozent ausgebaut. Nach britischem Übernahmerecht kann die Nasdaq im September ein neues Übernahmeangebot für die LSE legen. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass es die Nasdaq noch einmal versuchen wird insbesondere dann, wenn die NYSE beim Kauf von Euronext erfolgreich ist. Für Börsen gilt das Gesetz des großen Maßstabs: Je größer eine Börse ist, desto mehr Kapital und Emissionen zieht sie an. Gleichzeitig kann sie pro Transaktion geringere Kosten verrechnen und trotzdem durch die größere Masse der Transaktionen mehr verdienen. Diese Logik treibt die aktuelle Fusion, wobei bei der Variante NYSE-Euronext noch ein geographischer Vorteil dazu kommt.
Da beide Börsenplätze sehr viele Zeitzonen umfassen, könnte durch eine Fusion die erste Börse entstehen, auf der Aktienhandel rund um die Uhr möglich ist. Dadurch würde das Handelsvolumen noch einmal erhöht. Dieser Vorteil fiele weg, wenn Euronext von der Deutschen Börse übernommen würde.
Unklar ist die Rolle, die einige Hedge-Fonds im Zusammenhang mit den Börsen-Fusionen spielen. Hedge-Fonds wären die größten Profiteure billiger Börsen-Transaktionen. Insofern haben sie ein natürliches Interesse an einer Konsolidierung. Der britische Hedge-Fonds-Manager Chris Hohn hat aber im Vorjahr als Aktionär der Deutschen Börse deren Fusion mit der LSE verhindert. Jetzt spricht er sich gegen die Fusion der Euronext mit der NYSE aus diesmal als Aktionär der Euronext. Der Treppenwitz: jetzt ist für ihn eine Fusion mit Frankfurt "attraktiv". Bericht Seite 26