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Das große Warten

Von Alexandra Laubner

Politik
Bis der Oberste Gerichtshof eine Entscheidung in der Causa Cobenzl getroffen hat, will der "Schlossherr" auf jeden Fall bleiben.
© Burghardt

Cobenzl-Pächter Olaf Auer geht gegen die Räumungsklage der Stadt Wien in Revision. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes soll Mitte Dezember vorliegen.


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Wien. Eigentlich hätte er schon längst das Feld räumen müssen - besser gesagt die vier Gebäude, die das Schloss und das dazugehörige Café-Restaurant Cobenzl umfassen. Samt der Großküche, samt dem Interieur des Marmorsaales mit den 540 Stühlen und samt dem rot-goldenen Mobiliar des Café Rondo.

Doch der Schlossherr bleibt. Einstweilen jedenfalls, denn die Räumungsklage ist außer Kraft gesetzt. Und zwar so lange, bis der Oberste Gerichtshof eine Entscheidung in der Causa Cobenzl getroffen hat.

Die Gerichts-Odyssee hat im Oktober 2012 mit der Kündigung von Olaf Auers Pachtvertrag begonnen. Damals hat die Stadt Wien, die als Eigentümer von Schloss Cobenzl fungiert, Eigenbedarf angemeldet. Ende 2013 hätte Auer gehen müssen - doch er blieb. Die Stadt reichte 2015 eine Räumungsklage am Bezirksgericht Innere Stadt ein. Zwei Urteile später - zwei, die zugunsten der Stadt ausgefallen sind - ist Olaf Auer in Revision gegangen. Es ist das letzte Rechtsmittel, das der Unternehmer ausschöpfen kann. Bestätigt der Oberste Gerichtshof die Räumungsklage, dann muss Auer gehen. "Dann ist es aus. Ich frage mich nur, wohin ich gehen soll", sagt der 72-Jährige im Interview mit der "Wiener Zeitung".

Jetzt heißt es für beide Parteien warten - für Olaf Auer und für die Stadt Wien beziehungsweise dem in der Causa Cobenzl zuständigen Forstdirektor Andreas Januskovecz. Mit einer Entscheidung ist Mitte Dezember zur rechnen. "Eine konkrete Zeitangabe zu machen ist schwierig. Was man jedoch sagen kann, ist, dass sobald der Akt bei uns liegt, entscheiden wir relativ schnell, durchschnittlich innerhalb von drei Monaten", sagt Christoph Brenn, der stellvertretender Leiter der Medienstelle des Obersten Gerichtshofes.

Sollte der Oberste Gerichtshof gegen Auer entscheiden, dann gibt es noch die Möglichkeit, einen Antrag auf einen Räumungsaufschub zu stellen. Das Erstgericht könnte die Räumungsfrist um ein oder sogar zwei Monate verlängern, wenn Auer darlegen kann, dass es unzumutbar sei, in der 14-tägigen Frist zu räumen.

Auer, der vor 33 Jahren das bis auf die Grundmauern abgebrannte Schloss Cobenzl, neu aufgebaut hat, betont, dass er stets seine Rechnungen an die Stadt Wien pünktlich bezahlt hätte. "Als Unternehmer habe ich über 2,5 Millionen Euro in den Wiederaufbau nach Originalplänen in das Schloss Cobenzl und in die Errichtung sowie Renovierung des Café und Restaurant Cobenzl investiert." Auer kämpft bis zum Schluss für "sein" Schloss, wie er sagt. "Auch für die 25 Mitarbeiter, die bei mir beschäftigt sind und die dann auf der Straße stehen würden", so Auer.

"Möchte nichts vorwegnehmen"

"Wenn ich sage, es ist ganz einfach, dann ist es ein wenig übertrieben, weil die Rechtslage in Österreich in solchen Fällen komplex sein kann", kommentiert der zuständige Forstdirektor Andreas Januskovecz die Causa Cobenzl.

Januskovecz möchte jedoch nichts vorwegnehmen. "Wir haben eine Rechtsordnung in Österreich. Ich halte das auch für die fairste Methode, nichts vorwegzunehmen. Kommerzialrat Auer hat die Möglichkeit, dass der Oberste Gerichtshof die Sache prüft. Wir wollen nicht in einen rechtsfreien Bereich eingreifen. Das tun wir nicht", so Januskovecz. Es werde nicht mehr lange dauern, dann werde es ein Ergebnis geben. "Danach hat sich die Stadt zu richten, aber auch Kommerzialrat Auer. Irgendwann wird Recht gesprochen, dann werden wir vor einer neuen Situation stehen oder eben nicht. Ich will dem Obersten Gerichtshof nicht vorgreifen."

Laut Januskovecz möchte die Stadt das Schloss Cobenzl auf den neuesten Stand der Technik bringen und damit auch das Angebot um das angrenzende Weingut Cobenzl verbessern. "In diese Richtung denken wir derzeit nach. Konkretere Maßnahmen gibt es keine. Wir wollen dort oben eine tolle Performance abgeben, wir wollen eine gute Location", so Januskovecz.

Wird es einen neuen Pächter geben? "Es ist alles offen. Bisher wurden keine Entscheidungen getroffen. Da die Stadt normalerweise keine Kaffeehäuser betreibt, wäre es durchaus möglich, einen Partner zu suchen. Das ist eine Option von mehreren, die wir derzeit durchdenken." "Wir denken auch über eine Übergangslösung nach. Es ist uns natürlich klar, wenn die Location längere Zeit im Umbau ist und, flapsig gesagt, kein Kaffee angeboten wird, dass das nicht unbedingt gut ist. All das wird derzeit berücksichtigt. Wir reden darüber und festmachen tun wir es, wenn wir dazu berechtigt sind", so Januskovecz.

Auch Olaf Auer hat weiterhin für seine Gäste geöffnet. "Wie auch die letzten 33 Jahre ohne einen einzigen Ruhetag", wie Auer betont.