Heumarkt-Investor Michael Tojner stimmt bei der Wahl des grünen Spitzenkandidaten mit.
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Wien. Der neue grüne Wahlmodus zeigt seine Tücken. Bekanntlich kann jeder seine Stimme für den künftigen grünen Spitzenkandidaten abgeben. Die einzigen drei Vorgaben: Älter als 16, ein aufrechter Wohnsitz in Wien, keine Mitgliedschaft in einer anderen Partei. Damit werden erstmals auch Nicht-Mitglieder der Ökopartei mitstimmen. Wie die "Wiener Zeitung" erfuhr, hat sich auch Heumarkt-Investor Michael Tojner registriert. Er ist somit stimmberechtigt. Ebenso die Geschäftsführerin seines Unternehmens Wertinvest, Daniela Enzi. Ob sich noch mehr Personen aus dem Umfeld des Investors angemeldet haben, ist unklar.
Die Registrierung sei bereits erfolgt, als Birgit Hebein noch nicht ihre Kandidatur bekannt gab, erklärt eine grüne Insiderin. Tojner werde sich daher zwischen den beiden Kandidaten David Ellensohn und Peter Kraus entscheiden. Dass sich Tojner für Ellensohn einsetzt, ist jedoch unwahrscheinlich. Zuletzt hat der grüne Klubobmann den Investor aufgefordert, den geplanten Luxus-Turm am Heumarkt um ein Drittel niedriger zu bauen, wie die "Wiener Zeitung" berichtete.
Warum macht sich Tojner für Peter Kraus stark?
Die bisherige Spitzenkandidatin und Planungsstadträtin Maria Vassilakou hat angekündigt ihr Mandat bis Mitte 2019 zurückzulegen. Bürgermeister Michael Ludwig sprach sich zuletzt für eine Wien-Wahl 2020 aus. Sollte sich Peter Kraus also durchsetzen, wäre er mindestens ein Jahr lang Planungsstadtrat. Damit wäre sein Heumarkt-Projekt gesichert. "Kein Kommentar", sagt dazu Daniela Enzi.
Der geplante Heumarkt-Turm hat die Grünen in eine schwere Krise geführt. 66 Meter hoch soll der Luxus-Turm werden. So will es der Investor, so will es die SPÖ. Bei den Grünen gibt es hingegen keine klare Linie. Als vor einem Jahr die Turmhöhe im Gemeinderat abgesegnet werden sollte, bildeten sich in der Partei zwei Lager. Die einen waren für die Widmung des Turms, die anderen dagegen. Die Grünen wollten ihr Problem mit einer Urabstimmung lösen. Es war die erste Urabstimmung in der Parteiengeschichte. Doch obwohl die Gegner des Turms gewannen, wurden sie von der Parteispitze ignoriert. Im Gemeinderat stimmten sieben der zehn grünen Abgeordneten mit dem roten Koalitionspartner für die Widmung. Seither zieht sich ein Riss durch die Partei.
Keine geeinte grüne Haltung
Maria Vassilakou, bisherige grüne Spitzenkandidatin und Vizebürgermeisterin, konnte die beiden Lager nicht mehr einen. In einem Jahr tritt sie nun zurück. Eine geeinte Haltung zu dem Turm haben die Grünen nach wie vor nicht. Das Projekt von Tojner wird sie aber weiterhin begleiten.
So hat das Unesco-Welterbekomitee angekündigt, dass Wien seinen Status als Weltkulturerbe verliert, wenn der Turm höher als 43 Meter gebaut werden würde. Mit den geplanten und gewidmeten 66 Metern sei das Innenstadtensemble erheblich beeinträchtigt, heißt es. Österreich muss daher der Unesco bis April 2019 Lösungsvorschläge präsentieren. Im November wollen sich Experten des Denkmalrats Icomos auf Einladung Österreichs eine Woche lang ein Bild vor Ort machen. Bis zur Entscheidung bleibt das historische Zentrum Wiens als gefährdet eingestuft und befindet sich auf der Roten Liste.
Peter Kraus kann übrigens fix für die Nummer eins der Wiener Grünen kandidieren. Er hatte bereits in der vergangenen Woche als erster die nötigen 100 Unterstützungserklärungen geschafft. Diese brauchen alle Bewerber, um bei der schriftlichen Wahl des Spitzenkandidaten antreten zu können. Unterstützungserklärungen können noch bis 2. Oktober gesammelt werden. Die schriftliche Wahl findet dann im November statt.