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Das Guantanamo der TV-Unterhaltung

Von Christina Böck

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Robbie Williams hat ein umtriebiges Leben geführt. Er hat manch Traumatisches hinter sich. Er hatte mit Drogenabhängigkeit zu kämpfen. Er hat in einer Boyband gesungen. Und er wurde einmal von Sharon Osbourne mit einem Telefonsex-Anruf überrascht, weil sie die Hotelzimmer von ihm und Ehemann Ozzy verwechselte. Man möchte meinen, den Mann kann nichts mehr erschüttern.

Aber mitnichten. Was wirklich nachhaltig an Robbie Williams nagt, ist etwas ganz anderes: "Wetten, dass . . ?" Am Montagmorgen zog er in einer BBC-Sendung ausführlich über die deutsche Unterhaltungsshow her.

Dort müsse man fünf Stunden lang mit anderen Stars auf einem Sofa sitzen. In der Tat: die reinste Folter! Sein Sängerkollege James Blunt, auch schon einmal auf diese Couch eingeladen, nickte ergeben und sagte, es war "schmerzhaft". Das ist wiederum ein Begriff, den Blunt nur aus Kritiken über seine eigene Musik kennt.

Nun ist natürlich Robbie Williams niemals fünf Stunden lang auf der "Wetten, dass . . ?"-Couch gesessen. So lang überzogen hat nicht einmal Thomas Gottschalk. Robbie Williams hat dann zugegeben, dass er eh immer nach fünf Minuten zum Privatjet eilt. Er musste auch nie eine Katzenhaube aufsetzen und Sackhüpfen wie Tom Hanks in diesem Guantanamo der Fernsehunterhaltung. Kurz gesagt: Robbie Williams ist schon ein ziemlicher Suderant. Das ZDF sollte das freilich nützen. Denn so irrelevant, wie die Show zunehmend wird, kann diese "Werbung" für ultrakuriosen Trash (auf den normalerweise japanisches TV das Patent hat) vielleicht noch Wunder wirken.