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Das gut gemeinte Tierfoto

Von Edwin Baumgartner

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Auf den Sozialen Medien ist man dem Foto oder dem Videoclip, aus dem ebendieses stammt, nicht entkommen: Ein jämmerlich abgemagerter Eisbär im Todeskampf, dazu diverse Variationen der Behauptung, dies sei das Resultat des Klimawandels. Ein Bild, das den Hals zusammenschnürt und die Fäuste gegen alle Klimasünder ballen lässt.

Nur ob’s stimmt, das ist die Frage.

Der Eisbär stirbt - so weit ist alles leider richtig. Nur ob der Klimawandel etwas damit zu tun hat, das bezweifeln jetzt etliche Kenner der arktischen Gegebenheiten. Einer von ihnen ist der Eisbär-Experte Leo Ikakhik. Er führt den Todeskampf des Eisbären auf eine Erkrankung, etwa Darmparasiten, oder eine Verletzung zurück. Klimawandel? - Nicht, dass es ihn nicht gäbe. Aber im Moment ist er noch nicht stark genug, um den Hungertod eines gesunden Eisbären zu verursachen.

Gut gemeint war die Sache. Da sollte aufgerüttelt werden. Doch das ist wohl gründlich danebengegangen. Im schlimmsten Fall ist der sterbende Eisbär ein Bärendienst an den Warnungen vor dem Klimawandel. Denn wenn man zu Schwindel und Tricks greifen muss, um die Menschen zu sensibilisieren - wie viel von den Horrorbildern und -zahlen sind dann tatsächlich durch den Klimawandel verursacht? Man weiß, dass die "Guten" längst gelernt haben, sich, gleich den "Bösen", der Fake News zu bedienen. Die Frage ist nicht mehr, wer recht hat, sondern wer die besseren, sprich: aufrüttelnderen Bilder liefert. Allein dieser Fall sollte zum Nachdenken anregen, ob man sich wirklich bei der Informationsbeschaffung auf die Sozialen Medien verlassen will.