Wirkung von Musik hängt vom Hörer ab. | Musizieren kann vor Demenz schützen. | Bremen/Oldenburg. (dpa) "Die Musik, die alle glücklich macht, gibt es nicht", erläuterte der Musikwissenschafter Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg in einem Interview. Es hängt vor allem vom Hörer und dem Kontext ab, wie Musik wirkt.
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Wie kommt es, dass manche Lieder glücklich und andere melancholisch stimmen? Gunter Kreutz: Die Ursache liegt nicht in den Stücken selber, sondern in dem Kontext, in dem Musik erlebt wird. Menschen assoziieren Musik mit Situationen, in denen sie diese gehört haben. Das beeinflusst dann auch die Musikauswahl. Auf Reisen oder zu Hause können das ganz andere Lieder sein.
Das heißt, es gibt kein Rezept für ein Gute-Laune-Lied?
Das würde sich die Industrie wünschen. Die Musik, die alle glücklich macht, gibt es nicht. Ihre Wirkung geht generell von dem Menschen aus, der sie hört. Ob Pop, Jazz oder Klassik, macht dabei keinen Unterschied. Wir haben alle ganz unterschiedliche Vorlieben und Bedürfnisse.
Im Radio läuft ein alter Hit von U2 und schon denkt man an seinen ersten Kuss. Wie kommt das?
Aus der Gedächtnisforschung weiß man, dass sich Ereignisse besonders einprägen, wenn sie eine emotionale Komponente haben. Musik ist ein starker Träger von Gefühlen. So hören Menschen, wenn sie ihren Lebenspartner kennenlernen, oft gemeinsam Musik und die wird dann im Gedächtnis mit aufgenommen. Ein Lied kann also Erinnerungen wachrufen und umgekehrt.
Kann Musik auch dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen?
Musik ist meist relativ einfach gebaut, es gibt viele Wiederholungen. Daher kann sich unser Gedächtnis Musik besonders gut merken. Oft können Demenzkranke, deren Sprachvermögen stark eingeschränkt ist, noch ganze Strophen von Liedern singen. Man hat auch beobachtet, dass das Erlernen eines Musikinstruments vor Demenz schützen kann.
Wer musiziert, tut also etwas für seine Gesundheit?
Untersuchungen zeigen, dass Singen, gemeinsames Musizieren oder Tanzen das psychische und körperliche Wohlbefinden befördern. Es stärkt das Gemeinschaftsgefühl und macht glücklich. Die eigentlichen emotionalen Werte kommen durchs Machen, nicht durchs Zuhören.