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Gustav Mahlers Musik ist nichts für eilige oder ungeduldige Hörer. Auf die Bedürfnisse des Publikums oder die Leistungsgrenzen der Musiker nahm dieser Komponist niemals Rücksicht. Seine Musik entwickelt sich einzig und allein nach ihrer inneren Logik - und dafür braucht sie Zeit.
Vorgestern Abend, in der Aufführung des Linzer Bruckner- Orchesters unter der Leitung von Dennis Russell Davies, dauerte Mahlers Dritte Symphonie fast zwei Stunden. Trotzdem übertrug Österreich 1 das Konzert, als ob man sich keinerlei Sorgen um Einschaltquoten und dergleichen zu machen bräuchte. Und das war gut, denn so konnte man sich hörend einer schönen Anstrengung unterziehen: Schon der erste Satz der "Dritten" ist länger als eine ganze Mozart-Symphonie, und die darauf folgenden Sätze sind zwar im einzelnen kürzer, summieren sich aber im Ganzen ebenfalls zu einem Gebilde von enormen Ausmaßen. In den weiten Bögen dieser Musik hat ein pseudo-idyllisches Posthornsolo genauso Platz wie eine tief nachdenkliche Vertonung von Zarathustras Nachtlied oder das heilige "Bimm-Bamm, Bimm-Bamm" eines Kinderchores, das zu den Worten überleitet: "Es sungen drei Engel ein' süßen Gesang . . ."
Mit dem schönen Konzert begann die Zusammenarbeit zwischen Dennis Russell Davies und dem Bruckner-Orchester. Vom Jahr 2002 an wird Russell Davies als Chefdirigent des Orchesters fungieren. Wenn man dann noch weitere Ergebnisse dieser gemeinsamen Arbeit im Radio hören könnte, hätte man nichts dagegen.